© Bild: Larry Ewing, Linux-Pinguin

Debian 5.0 "Lenny" erschienen

BETRIEBSSYSTEME
15.02.2009

Die fünfte Auflage der GNU/Linux-Distribution Debian überzeugt mit Stabilität, Sicherheit und freier Software. Ein ausgereiftes Paketmanagement sorgt für maßgeschneiderte Lösungen vom Desktop- bis zum Servereinsatz. Die Entwicklergemeinde von Debian, das auch als Grundlage für das populäre Ubuntu Linux dient, setzt dabei auf ausgiebige Qualitätssicherung statt brandaktuelle Software.

Endlich ist es erschienen, das neue Debian 5.0 "Lenny". Getreu dem Motto "It's done, when it's done" kommt das komplett quelloffene GNU/Linux mit einiger Verspätung auf den Markt.

Ursprünglich für September 2008 geplant, nahm sich die tausend Mann starke Entwicklergemeinde lieber noch ein wenig Zeit, um kritische Fehler zu bereinigen. Herausgekommen ist ein Betriebssystem, das sich für Desktop- sowie Servereinsätze eignet und dabei ganz den Richtlinien freier Software entspricht.

Namen und Lizenzen

Für Heimanwender interessant sind OpenOffice 2.4, das

Bildbearbeitungsprogramm Gimp 2.4 sowie Firefox bzw. Iceweasel 3. Da sich markenrechtliche Ansprüche an Logo und Namen seitens der Mozilla Corporation nicht mit dem Debian-Gesellschaftsvertrag vereinbaren ließen, entschloss sich die Entwicklergemeinde schon vor längerer Zeit zu einer Umbenennung des populären Browsers.

Als Desktop-Umgebung kann - je nach Belieben - der X.Org-Server 7.4 gemeinsam mit KDE 3.5, Gnome 2.22 oder Xfce 4.4 betrieben werden. Auf der Serverseite finden sich MySQL 5.0.51a, PostgreSQL 8.3, FreeRADIUS 2.0 sowie die Virtualisierungssoftware Xen 3.2.1.

Neuer Kernel

Im Vergleich zum Vorgänger Debian 4.0 "Etch" folgt mit "Lenny" der Umstieg von Kernel 2.6.18 auf 2.6.26. Als wesentliche Unterschiede lassen sich die Unterstützung der Virtualisierungsinfrastruktur KVM, Integration von Lese- und Schreibrechten für das Windows-Dateisystem NTFS, verbesserter Webcam-Support sowie verbesserte Unterstützung für Wireless-Netzwerke nennen.

Die Tatsache, dass OpenOffice und Gnome heute bereits in Version 3.0.1 respektive 2.24 aufliegen, weist auf die längere Entwicklungszeit von Debian-Veröffentlichungen hin. Dafür bekommt der Anwender ein stabiles und sicheres Gesamtpaket geliefert, das Qualitätssicherung vor Aktualität setzt.

Stabilität und Experimente

Wer auf die neuesten Software-Pakete angewiesen ist und dennoch Debian nutzen will, hat mehrere Möglichkeiten. Zunächst ist da die Aufteilung zwischen "stable"-, "testing"- und "unstable"-Veröffentlichungen.

Während "testing" Grundlage für das nächste "stable"-Release ist, werden in "unstable" neue Programme auf Herz und Nieren geprüft, bevor sie in "testing" eingespeist werden. Eine "stable"-Release wie "Lenny" wird bis ein Jahr nach Erscheinen des Nachfolgers mit Security-Updates und Patches versorgt, was bei einem Zyklus von zwei bis drei Jahren ca. vier Jahren Support entspricht.

Live-CD zum Testen

Allerdings sei darauf hingewiesen, dass ein Betrieb von "testing" und "unstable" nur erfahrenen Nutzern bzw. Entwicklern empfohlen wird. Wer ohne Gefahr auf Systemabsturz ein brandaktuelles Debian testen will, werfe einen Blick auf die deutsche Live-CD Sidux.

Starkes Paketmanagement

Abgesehen von der Stabilität kann Debian mit einem ausgereiften Paketmanagementsystem auftrumpfen. Dpkg und darauf aufbauende Werkzeuge wie APT und Synaptic ermöglichen eine komfortable Verwaltung der installierten Software. Abhängigkeiten und Inkompatibilitäten werden dabei automatisch kalkuliert und zusätzliche Pakete installiert oder entfernt.

So lassen sich maßgeschneiderte Installationen vornehmen, die genau den Bedürfnissen des Anwenders entsprechen. Eine vollwertiges Serversystem braucht damit nicht mehr als 350 MB auf der Festplatte.

Basisdemokratischer Entwicklungsprozess

Zudem unterstützt Debian neben verbreiteten Rechnerarchitekturen wie x86 und AMD64 auch ältere und spezielle Systeme wie PowerPC (Sony PlayStation, Apple) und ARM (anzutreffen bei eingebetteten Systemen wie Mobiltelefonen und PDAs).

Wer Interesse an einer stabilen, den Vorschriften von freier und offener Software (FOSS) im Sinne von FSF und GPL gerecht werdenden GNU/Linux-Distribution hat, sollte Debian eine Chance geben. Unterstützt wird damit ein nichtkommerzieller, von basisdemokratischen Idealen getragener Entwicklungsprozess.

(Michael Maurer)