13.01.2000

OPTION

Bildquelle: ms

Microsoft wehrt sich gegen Zerschlagung

Microsoft wehrt sich gegen die kolportierten Pläne der US-Behörden, eine Zerschlagung des Unternehmens als Ergebnis des laufenden Kartellverfahrens anzustreben.

Microsoft-Sprecher Mark Murray sagte, die Idee einer Zerschlagung des Konzerns sei ein extremer und radikaler Vorschlag, der nicht gerechtfertigt sei.

Es zeuge von Ironie, wenn jemand Microsoft zerschlagen wolle, während AOL und Time Warner die größte Fusion der Geschichte vollziehen, mit der sie "Microsoft Konkurrenz machen wollen".

Im Kartellverfahren gegen Microsoft streben die US-Regierung und die 19 klagenden Bundesstaaten laut "USA Today" die Zerschlagung des Konzerns in mindestens zwei Unternehmen an. Zwar wurde dies von einigen Beteiligten inzwischen halbherzig dementiert, aber die Grundrichtung der Aussage scheint zu stimmen. Im Kartellverfahren gegen Microsoft hatte der zuständige Bundesrichter Thomas Penfield Jackson im November erklärt, das Unternehmen habe auf dem Markt für PC-Betriebssysteme eine Monopolstellung erreicht und nutze diese aus, um den Wettbewerb zu unterdrücken.

Die renommierte Consultingfirma International Data Corp. [IDC] kommt in einer aktuellen Studie unterdessen zu dem Ergebnis, dass eine Aufteilung Microsofts in mehrere Unternehmen nicht nur für die Konsumenten und den Wettbewerb, sondern auch für MS die günstigste aller zur Debatte stehenden Lösungen sei.

Die Alternativen - die Beschränkung der Aktivitäten des bestehenden Konzerns oder die Offenlegung des Windows-Quellcodes - würden zu unbefriedigenden Produkten bzw. einer Kapitalflucht führen.

IDC empfiehlt Microsoft, sich noch vor dem nächsten Prozesstermin am 22. Februar zu einer Aufteilung bereit zu erklären, da das auch das zu erwartende Strafmaß drastisch senken würde.

Der IDC-Vorschlag ist durchaus plausibel, wie die AT&T-Firmengeschichte zeigt: Das Unternehmen wurde praktisch während seines gesamten Bestehens dazu gezwungen, Märkte und Tochterfirmen aufzugeben: 1913 Western Union, 1920 den Radiomarkt und in den 70ern die Baby Bells.

Aber selbst diese drastischen Anti-Trust-Maßnahmen haben das Wachstum und den Einfluss des Unternehmens nicht gestoppt.

Nach diesem Beispiel könnte Microsoft versuchen, aus einem einflussreichen Konzern mehrere Global Player zu formen - für die MS-Shareholder, allen voran Bill Gates, dürfte sich dieses Vorgehen durchaus lohnen.

Die amerikanische Anti-Trust-Gesetzgebung wurde zu Beginn des Jahrhunderts entwickelt, um die übermächtige Stellung von Rockefellers Standard-Oil zu brechen. Das damals größte Unternehmen der Welt wurde daraufhin 1911 zerschlagen.