Patriarch verbietet Telefonseelsorge
Mithörende Geheimdienstmitarbeiter kompromittieren Beichtgeheimnis
Aus Sorge um mithörende Geheimdienstagenten hat der koptische Patriarch von Ägypten, Schenuda III., das Beichten per Telefon verboten.
"Telefonische Beichten sind verboten, weil ein Risiko besteht, dass sie abgehört werden und dass sie an die Staatssicherheit gelangen", sagte der ranghöchste Christ des Landes der Zeitung "El Masri el Jom" (Freitag-Ausgabe).
Auch Beichten per Internet könnten nicht zugelassen werden, weil andere Internet-Nutzer diese lesen könnten und die Geständnisse dann nicht mehr vertraulich seien.
In Deutschland schloss sich aus ähnlichen Gründen auch der Verband der evangelischen Telefonseelsorge der Allianz gegen die Vorratsdatenspeicherung an.
Im Gegensatz zu den Katholiken, die anonym ihre Beichte ablegen, blicken die koptischen Christen dem Geistlichen direkt ins Gesicht, wenn sie ihr Verfehlungen bekennen.
Der Priester ist zur absoluten Verschwiegenheit verpflichtet, auch unter Drohungen. In letzter Zeit hatte es sich eingebürgert, dass die ägyptischen Christen ihre Beichte per Telefon ablegen.
"Das ist ein neues Phänomen, das seit vier bis fünf Jahren praktiziert wird", sagte Kirchensprecher Anba Morcos. Zehn Prozent der Ägypter sind Kopten, sie bilden die größte christliche Gemeinde im Nahen Osten.
Europäische Monster
Was die Überwachung der Telefonienetze angeht, so handelt es sich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit dabei um europäische Technologie, die ebenso wahrscheinlich entweder von Nokia Siemens oder Ericsson stammt. Gerade in nicht-demokratischen Staaten wie in Ägypten ist die Mitlieferung von ausreichend dimensionierten Monitoring Centers etwa beim Bau eines Mobilfunknetzes Pflicht.
- Ein Monster aus dem Hause Siemens
(futurezone/AFP)
