"Stasi-Methoden" bei Deutscher Telekom

SPITZELSKANDAL
16.11.2008

Der von der Deutschen Telekom (DT) bespitzelte Chef der deutschen Dienstleistungsgewerkschaft ver.di wirft dem Unternehmen "Stasi-Methoden" vor.

Die Praktiken der DT seien "durchaus mit Stasi-Methoden vergleichbar", sagte Frank Bsirske in einem Interview mit dem "Spiegel". Die Telekommanager hätten unter anderem gegen "geltendes Recht" verstoßen und "Persönlichkeitsrechte" verletzt.

"Angriff auf die Mitbestimmung"

Bei der Bespitzelungsaktion handle es sich zudem um einen eklatanten Angriff "auf die Mitbestimmung und auf die Koalitionsfreiheit": "Dass unsere Vertreter in Tarifverhandlungen Managern gegenübersitzen, die möglicherweise Aufträge erteilt haben könnten, deren Telefonverkehr auszuwerten und zu protokollieren, ist einfach unerträglich."

Der ver.di-Chef forderte eine schnelle Aufklärung der Affäre. Sollte es "Vorstände geben, die in die kriminellen Machenschaften involviert waren, muss das natürlich Konsequenzen haben", sagte Bsirske.

Die DT hatte 2005 und 2006 Verbindungsdaten überprüfen lassen, um undichte Stellen im Konzern zur Weitergabe von vertraulichen Informationen zu schließen. Die Bonner Staatsanwaltschaft ermittelt unter anderem gegen den früheren Aufsichtsratsvorsitzenden Klaus Zumwinkel und den ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Kai-Uwe Ricke. Die Affäre war im April durch Presseberichte bekanntgeworden.

Verdachtsmomente gegen Zumwinkel verdichtet

Dem Hamburger Nachrichtenmagazin zufolge verdichten sich in der Telekomaffäre die Verdachtsmomente gegen den ehemaligen Deutsche-Post-Chef und Ex-Telekomaufsichtsratschef Klaus Zumwinkel.

Laut internen Untersuchungsberichten seien im Dezember 2005 sogar die Geschäftsverteilungspläne geändert worden, um für Zumwinkel und den damaligen Vorstandsvorsitzenden Ricke einen direkten Zugriff auf die Sonderermittlungseinheit KS 3 zu schaffen. Mit diesem Schritt sei eine offenbar gängige Praxis im Konzern legitimiert worden, berichtet der "Spiegel" unter Berufung auf interne Untersuchungen.

Zumwinkel und Ricke stünden im Verdacht, möglicherweise auch persönlich Aufträge zur Auswertung von Telefonverkehrsdaten erteilt zu haben. Beide Manager bestreiten das.

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(AFP)