Wer vom Mega-Deal profitiert
Die Reaktionen an den Börsen in aller Welt sagen eindeutig, dass diese Übernahme in der Finanzwelt auf hohe Zustimmung stößt.
Ein erstes Signal dafür war, dass die Aktien des übernommenen Time-Warner-Konzerns um fast vierzig Prozent gestiegen sind, während die Performance des AOL-Papiers gestern leicht rückgängig verlief.
Nach diesem Muster ist noch jeder erfolgreich verlaufene Merger der letzten Zeit von den US-Börsen aufgenommen worden.
Überall auf der Welt zogen die Aktien von IT-Firmen, noch mehr aber jene von Medienkonzernen stark an - ein Zeichen, dass noch weitere Übernahmen ähnlicher Art erwartet werden.
AOL, dessen CEO Steve Case neuer Chairman des vereinigten Konzerns wird, hatte mit 20 Millionen Einwahlkunden in diesem Segment offenbar den Zenith an Zuwächsen erreicht.
Nun hat man plötzlich Zugang zu 13 Millionen Kabel-TV-Kunden, schließlich ist Time Warner der zweitgrößte Kabelnetzanbieter in den USA.
Dies eröffnet enorme Absatzmöglichkeiten für die erst kürzlich präsentierte Settop-Box von AOL, direkter Mitbewerber in diesem Marktsegement ist Erzrivale Microsoft.
Frontal gegen Microsoft
Die Beteiligungen der Redmonder von acht Milliarden Dollar an AT&T und anderen US-Kabelnetzbetreibern der letzten Zeit muten angesichts des mittlerweile die 350 Milliarden Euro überschreitenden Mergers dagegen nachgerade mickrig an.
Für den übernommenen Medienkonzern Time Warner, der seit 1995 enorme Summen in den Aufbau eines "Internet-Portals" investiert hatte, ohne damit nennenswerte Erfolge zu erzielen, eröffnet der Zugang zu 20 Millionen AOL-Kunden völlig neue Perspektiven.
Man verfügt nun über ein "Portal" zur Zweit- und Drittverwertung eigenen Contents, der in einem Medienkonzern reichlich vorhanden ist.
Dazu lassen sich die Produkte der Warner-Studios billig und effizient promoten, die Merchandising-Schiene mit Produkten rund um die Filme wird durch diese Vermarktungsmöglichkeit enorm gestärkt.
2,9 Milliarden für Ted Turner
Neben Steve Case [41], der in relativ jungen Jahren nun einen der größten Global Player in der Sparte Neue Medien führt, hat CNN-Gründer Ted Turner persönlich am meisten von der Übernahme profitiert. Die von Turner gehaltenen Anteile an Time Warner haben über Nacht etwa 2,9 Milliarden Euro an Wert zugelegt.
Turner besitzt neun Prozent an Time Warner, seit die Mediengruppe 1990 mit seinem TV-Imperium Turner Broadcasting System [TBS] um den von Turner gegründeten Nachrichtensender CNN verschmolz.
Der Wert des Turner-Paketes von 116,1 Millionen Aktien kletterte mit dem Kursanstieg vom Montag um 39 Prozent auf 10,4 Milliarden Dollar.