05.01.2000

KONFLIKT

Bildquelle: ORF

Mannesmann und Vodafone im Übernahmekampf

Der Vorstandsvorsitzende der Mannesmann AG, Düsseldorf, Klaus Esser, rät den Privataktionären seines Unternehmens abzuwarten. In der "Frankfurter Allgemeine Zeitung" sagte Esser, die deutschen Privatanleger, die zwischen zwölf und 15 Prozent des Mannesmann-Kapitals halten, sollten mit ihrer Entscheidung, ob sie das Umtauschangebot der Vodafone AirTouch annehmen, bis zum Ende der Umtauschfrist am 7. Februar warten.

"Es wurden nicht alle Botschaften schon im Dezember verkündet", erläuterte er.

Vodafone hatte am 23. Dezember sein Übernahmeangebot für Mannesmann offiziell unterbreitet. Die britisch-amerikanische Mobilfunkfirma bietet 53,7 eigene Aktien für eine Mannesmann-Aktie. Das Vodafone-Angebot ist bis zum 7. Februar befristet.

Skandal um Provisionen

Vodafone biete den Kundenberatern in Banken und Sparkassen eine Provision von zwei Prozent des Kurswertes der Mannesmann-Aktie, wenn sie gegenüber ihren Kunden eine Tauschempfehlung bis zum 20. Jänner aussprechen. Danach erhielten die Berater nur noch eine Provision von einem Prozent.

Diese Maßnahmen habe Vodafone im deutschsprachigen Übernahmeangebot nicht genannt, erklärte Esser.

Mannesmann-Geschäftsstrategie

Die Mannesmann AG strebt nach den Worten von Esser in diesem Jahr weitere Mehrheitsbeteiligungen an. "Es ist schwer vorstellbar, dass Mannesmann im Jahr 2000 keine weitere Gesellschaft mehrheitlich übernimmt, nachdem 1999 mit den Aufstockungen bei Arcor, Infostrada und Omnitel sowie der Übernahme des britischen Mobilfunkunternehmens Orange gleich vier Mehrheitsbeteiligungen hinzugekommen sind", sagte Esser. Oberste Priorität habe jedoch das beschleunigte Wachstum des Datengeschäfts. Noch im Jänner wolle Mannesmann integrierte Produkte für den Zugang zum Internet über Mobilfunk und das Festnetz vorstellen. Das Angebot integrierter Dienste im Daten-, Internet- und Telecommerce-Geschäft sei "die Story von Mannesmann", sagte Esser.

Mannesmann-Aktie verliert an Wert

Vor dem Hintergrund des laufenden Übernahmeangebotes der britischen Vodafone Airtouch Plc für Mannesmann, ist die Mannesmann-Aktie heute eingebrochen. In Frankfurt gab sie bis zum Nachmittag um fünf Prozent auf 218,50 Euro nach und gehörte damit zu den größten Verlierern des ingesamt allerdings schwachen Marktes.

"Vodafone wird sich finanziell übernehmen"

Der Kursrückgang konnte offenbar nicht durch neue Äußerungen von Mannesmann-Chef Klaus Esser gebremst werden. Esser hatte in mehreren Interviews erneut auf Risiken hingewiesen, die seiner Meinung nach im Falle einer Fusion der bisherigen Konkurrenten entstünden. Durch die Übernahme von Mannesmann werde sich Vodafone finanziell übernehmen, zeigte sich Esser in den Interviews in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" und der "Börsenzeitung" überzeugt. Allein die fälligen Firmenwertabschreibungen von rund 100 Milliarden Euro dürften das Ergebnis kräftig in die Verlustzone ziehen. Auch sei die Verschuldung Vodafones noch viel höher als die von Mannesmann. Das werde die künftigen Expansionsmöglichkeiten eines gemeinsamen Unternehmens kräftig einschränken. Mannesmann hingegen habe trotz des hohen Preises für die britische Mobilfunkfirma Orange noch genügend Spielraum für weitere, größere Zukäufe in diesem Jahr.