Crackprogramm für DVD-Kopierschutz legal
Die erste Verhandlung in der Nacht auf heute endete mit einem Etappensieg eines über den gesamten Globus verstreuten, bunten Haufens von Programmierern, Verschlüsselungs-Experten und anderen, die gemeinhin unter dem Begriff "Hacker" subsummiert werden, über die Digital Versatile Disc Copy Control Association [DVD-CCA].
Bezirksrichter William J. Elfving folgte den Argumenten der DVD-CCA-Anwälte ganz offensichtlich nicht und wies einen Antrag auf eine einstweilige Verfügung gegen die Eigentümer aller Websites, die
das Programm DeCSS zum Download anbieten, zurück.
Die Argumentation, hier hätten Hacker versucht, ein Firmenkonsortium [vor allem aus der Filmindustrie] durch Weitergabe von Geschäftsgeheimnissen mutwillig zu schädigen und Raubkopierern damit Tür und Tor zu öffnen, stand von vornherein auf wackligen Beinen.

Ursache fehlende Linux-Unterstützung
Der erfolgreiche Ansatz, den Kopierschutz von DVDs durch sogenanntes "reverse engineering" auszuschalten, resultierte ganz einfach daraus, dass eine Gruppe von Linux-Programmierern versuchte, DVD-Player auch unter Linux zum Funktionieren zu bringen.
Anders als Windows oder Mac OS wird dieses Betriebssystem durch die DVD-CCA dezidiert nicht unterstützt.
Auch der vielfach als zu restriktiv kritisierte US-Gesetzentwurf Digital Millennium Copyright Act erlaubt "reverse-engineering" zum Zweck der"Interoperabilität von Betriebssystemen" ausdrücklich.

Präzedenzfälle
Ein trotz der Frist von gerade 48 Stunden offensichtlich sehr gut
vorbereitetes Team von Anwälten der Electronic Frontier Foundation
trat mit einem Bündel aus Präzedenzfällen gewappnet an. Einer davon
betraf einen Prozeß um ein abgelaufenes Patent auf Türschlösser.

Raubkopien teurer als legale
Dazu kommt, dass für Raubkopien von DVDs die finanzielle Basis fehlt.
Die Preise für DVD-Rohlinge liegen mit etwa 50 Dollar gleichauf bis höher als jene von mit Filmen bespielten DVDs.
Auch der vielfach in US-Medien kolportierte Ansatz - hie Interessen der "Hacker" dort jene der Industrie - stimmt so nicht.
Die Hersteller von DVD-Hardware haben ein vitales Interesse daran, den neuen Standard möglichst weit zu verbreiten.
Dies passiert nach Ansicht so gut wie aller Analysten seit 1997 nur deshalb nicht, weil die Auflagen der Content-Industrie - Kopierschutz und Ländercodes, die es unmöglich machen, einen in den USA gekauften Film auf in Europa erworbenen DVD-Playern abzuspielen - die Attraktivität des neuen und noch sehr teuren Speichermediums stark beeinträchtigen.

Dass der DVD-Kopierschutz [Content Scrambling System] relativ einfach zu brechen war, resultiert aus einer Kombination von nachlässiger Programmierung und den auf Druck der US-Militärs immer noch in Kraft befindlichen Export-Restriktionen für Verschlüsselungsprogramme.
Wie die Krypto-Analyse von CSS ergab, wurde nicht einmal die zum Export freigegebene Stärke von 40 bit vollständig genützt.