Täglich alles Y2K-Fieber
In Wien werden die letzten Vorbereitungen für die Silvesternacht 1999 - 2000 getroffen. "Wir bereiten jetzt die Informationsweiterleitung in der Silvesternacht vor. Ich schätze, dass wir am 1. Jänner zwischen 0.30 Uhr und 1.00 Uhr die ersten Meldungen über die Situation bekommen. Die leiten wir dann weiter", erklärt der mit den Vorbereitungsarbeiten in der Bundeshauptstadt betraute Beamte, Senatsrat Heinz Lukesch.
Vom Infopoint im Bundeskanzleramt aus werden auch die EU in Brüssel und das Y2K-Cooperation Center der UNO informiert.
Niederösterreich ist "tauglich"
Seit Herbst 1998 überprüft ein Team unter der Leitung von Johannes Pfleger, Direktor des Magistrats der Landeshauptstadt St. Pölten, alle "betroffenen" Geräte. Die einzelnen Firmen und Hersteller wurden nach der Jahr-2000-Tauglichkeit ihrer Produkte befragt. Obwohl alle Überprüfungen, laut Magistratsdirektor Pfleger, positiv abgeschlossen sind, wird es in der Landeshauptstadt vor allem bei den öffentlichen Versorgungseinrichtungen Bereitschaftsdienste geben.
Steiermark ist für Ernstfall gerüstet
Rundum bestens vorbereitet sind angeblich auch die steirischen Insititutionen für den bevorstehenden Datumswechsel. Energieversorger, Krankenhäuser und Verwaltungseinrichtungen sind für den Ernstfall gerüstet, seitens einer vom Land eingerichteten Projektgruppe wurden die Bereitschaftsdienste koordiniert und ein alternatives Kommunikationsnetz eingerichtet.
Salzburg Y2K-fix
Auch Salzburg ist - so die Landesverwaltung - für Y2K bestens gerüstet. Einzige Sorge des Wasserwerkes ist, dass alle Salzburger um 22.00 Uhr vorsorglich die Badewanne vollrinnen lassen, dann könnte es zu einem kurzfristigen Wasserengpass kommen.
Die Vorbereitungsarbeiten auf die Computerumstellung auf 2000 verursachten in den westlichen Industriestaaten Milliardenkosten.
In Deutschland wurde von 150 Mrd. DM [76,7 Mrd. Euro | 1.055 Mrd. ATS] gesprochen, in Österreich immerhin noch von rund 60 Mrd. ATS.
Vorkehrungen im Burgenland mit "Sportsgeist"
Die burgenländischen Versorger, aber auch die Spitäler und das Rote Kreuz haben sich eigenen Angaben nach gründlich und mit Millionenaufwand auf den Datumssprung vorbereitet. Außerdem wird es in der Nacht auf den 1. Jänner 2000 durchwegs zu einem verstärkten Pesonaleinsatz und erhöhter Personalbereitschaft kommen, wie alle versichern. Nach anfänglicher Skepsis des Personals gegenüber Maßnahmen zur Sicherstellung der Y2K-Fähigkeit hat sich inzwischen so etwas wie ein Sportsgeist entwickelt ["Uns darf und wird nichts passieren."], berichtet zum Beispiel der Geschäftsführer der Burgenländischen Krankenanstaltengesellschaft, Peter Soswinski. Die BEGAS ist ebenso für den Jahrtausendsprung gerüstet wie der Stromversorger BEWAG, der - für den Fall der Ausfälle - ebenso Notprogramme erarbeitet hat. Auch der Wasserleitungsverband Nördliches Burgenland beruhigt seine Abnehmer: Es bestehe keine hohe Abhängigkeit von EDV-technischen Steuerungen. "Die nahezu noch immer fast archaisch funktionierende Wasserversorgung - Wasser fließt aus hoch angelegten Speichern immer noch nach unten - ist daher gegenüber selbstständig und eigenwillig agierenden EDV-Programmen relativ unempfindlich."
In Oberösterreich alles durchgetestet
In Oberösterreich wurden in den vergangenen Monaten sämtliche wichtigen Versorgungsbetriebe sowie Sicherheitseinrichtungen und Hilfsorganisationen auf ihre Computer-Tauglichkeit zum bevorstehenden Jahrtausend-Wechsel durchgetestet. "Es dürfte zu keinen Schwierigkeiten kommen", heißt es dazu seitens des Landes. Trotzdem will man für alle Eventualitäten gerüstet sein. Die Einsatzkräfte und Bereitschaftsdienste bei Feuerwehr, Polizei, Gendarmerie und Rettung wurden für die Silvesternacht verstärkt.
Im jüngsten Bericht des von der UNO eingerichteten "International Y2K Cooperation Center" heißt es: "Rund um die Welt wird ein Großteil der Organisationen - inklusive Regierungen und Wirtschaftsleben - nur begrenzten Schaden durch den Y2K-Bug erleiden.
Die Kombination von umfangreichen Vorsorgemaßnahmen, die Gelassenheit der Gesellschaft und der nur beschränkte Gebrauch digitaler Steuerungssysteme in den meisten Infrastrukturen bedeutet Folgendes: Es wird viele Y2K-bedingte Fehler geben, der Gesamteffekt wird aber gering sein."
Kärntner Landesalarmzentrale als Krisenfeuerwehr
In Kärnten ist die Kommandozentrale bei der Landesalarm- und -warnzentrale in Klagenfurt angesiedelt. Der Sicherheitsbeauftragte des Landes, Egon Rauter, dirigiert von dort aus ein Zehn-Personen-Team. Über einen Infopoint laufen alle Nachrichten aus dem Land, aber auch aus ganz Österreich und der ganzen Welt zusammen. Von jenen Kärntner Betrieben, die von der Y2K-Umstellung betroffen sind, rund 95 Prozent dafür angeblich auch "fit".
Tiroler Großinstitutionen "Jahr-2000-fit"
"Fest im Griff" glauben Tirols größte Institutionen die Jahr-2000-Problematik zu haben. Das Land, die Tiroler Wasserkraftwerke [Tiwag], die Innsbrucker Kommunalbetriebe und die Landeskrankenanstalten [Tilak] sehen sich nach eigenen Angaben "Jahr-2000-fit". Wie eine APA-Umfrage ergab, stünden für den "Ernstfall" zum Jahreswechsel eigene Einsatzteams bereit.
Vorarlberg gut vorbereitet
Auch Vorarlberg sieht sich für "Year 2 Kilo" gut gerüstet: Krankenhäuser, Landesverwaltung, Rettung, Feuerwehr und Gendarmerie haben ihre Vorbereitungen abgeschlossen. Dennoch gehen alle Verantwortlichen auf Nummer sicher: Beispielsweise werden die Wasserbehälter im "Year 1,999 Kilo" noch randvoll gefüllt. Deutlich mehr Einsatzkräfte als sonst sind in Bereitschaft.
Bisher hat der "Bug" im Umfeld Österreichs jedenfalls am ehesten in Amts- und ähnlichen "Stuben" zugeschlagen:
In Aachen scheiterte der Computer des städtischen Bücherbusses: Nachdem sich Leseratten Anfang Dezember - womöglich für eine ungestörte Silvesternacht - mit Schmökern eingedeckt hatten, bekamen sie eine Mahnung ins Haus, dass sie mit der Rückgabe der Bände ganze 100 Jahre hintennach wären.
In München verrechnete die Stadtkasse 426 Bürgern gar 100 Jahre Säumniszuschlag auf Erlagscheinen, die Mitte Dezember verschickt worden waren. Das System war nicht vom Zahlungstermin 11.1.2000, sondern von einem am 11.1.1900 ausgegangen. Ein Subprogramm der EDV war nicht auf den "Bug" gecheckt worden.
Der Y2K-Bug
Das Sparen an Speicherplatz hatte ehemals zum Beginn des Problems geführt. In den Anfängen der Computer-Programmierung wurden die Jahreszahlen nur zweistellig gespeichert. Man dachte, bis zum Jahr 2000 würden die damals entwickelten Programme längst schon außer Dienst gestellt sein. Doch damit täuschte man sich. - Und zunehmend in Haushaltsgeräte eingebaute Chips verschärften das Problem noch.
In den westlichen Industrieländern ist jedenfalls weitgehend Vorsorge getroffen worden, dass keine allzu großen Probleme eintreten. Auch die Betreiber von Atomkraftwerken in Osteuropa haben sich auf den Millenniumswechsel vorbereitet.
Täglich Y2K-Bug in China
China soll hingegen nicht so gut gerüstet sein. Doch dort sind die Menschen ohnehin gewohnt, dass immer wieder Strom, Telefon, Wasser oder Computer ausfallen. "Wir haben hier ständig Y2K", sagte ein ausländischer Experte. In den Staaten der Dritten und Vierten Welt sind überhaupt andere Prioritäten auf der Tagesordnung: Wo der Computer aus Gründen der Armut der gesamten Gesellschaft keine fröhlichen Urständ' feiert, kann er auch nicht ausfallen.
Für Weltuntergangs-Freaks beruhigend:
Am 1. Dezember wurden die entsprechenden Tests an den russischen Atomraketen abgeschlossen. Das teilte der dafür Verantwortliche Generaloberst Wladimir Jakowlew am 8. Dezember mit. In der Silvesternacht wachen russische und amerikanische Fachleute gemeinsam darüber, dass nichts passiert. Das System der Sicherung von Atomraketen beruhte aber schon seit dem Beginn des Zeitalters der Atombomben immer auf exakter "menschlicher" Kommunikation bzw. koordiniertem Handeln zahlreicher Kommandostellen.
Iran erklärt 1. Jänner wegen Y2K zum Feiertag
Wegen möglicher Computerstörungen durch das Jahr-2000-Problem hat die iranische Regierung den 1. Jänner kurzerhand zum Feiertag erklärt. Wie das staatliche iranische Radio am Montag meldete, wurde die Entscheidung am Sonntagabend von Staatspräsident Mohammed Khatami getroffen, "um möglichen Schwierigkeiten in den Computernetzen vorzubeugen". Das iranische Innenministerium kündigte am selben Tag an, voraussichtlich alle in- und ausländischen Flüge in der Silvester- und Neujahrsnacht zu streichen.