Künstlernetzwerk zur Selbstorganisation

Sonance
02.07.2006

1999, Techno und das Internet waren der Anfang des Künstlernetzwerks sonance rund um den Vorarlberger Simon Häfele.

Die Faszination für die technischen Aspekte des Computers und die Mailboxsysteme des frühen Internets teilten Ende des letzten Jahrtausends im Tourismusparadies Schruns nicht viele.

Aus Mangel an Veranstaltungen beschlossen Häfele und seine Freunde, eigene Partys zu veranstalten. Manche folgten dem Ruf der Großstadt Wien, und so wurde die Internetplattform sonance zum Leben erweckt.

2000 erste Einladung nach London

Erste Netzprojekte wurden veröffentlicht, und nach und nach bildete sich eine Community. Häfele stellte Künstlern kostenlosen Webspace und E-Mail-Adressen zur Verfügung.

Im Sommer 2000 folgte dann eine Einladung nach London zur Ausstellung "don't say maybe", die am Institute of Contemporary Arts stattfand.

2001 startete sonance die Veranstaltungsreihe "real audience" im Wiener Volksgarten, bei der sie die ersten Videoblogs fabrizierten. Das Ausprobieren neuer medialer Konzepte wurde forciert und bis heute zahlreiche Veranstaltungen realisiert.

Neustart durch Zusammenbruch

Doch nicht immer verlief alles reibungslos. Die Finanzierung der Projekte war nicht immer gesichert und Förderungen zu bekommen nicht ganz einfach. Einige Male stand sonance vor dem Aus. Im Oktober vergangenen Jahres wurde der Server von sonance zudem Opfer eines virtuellen Angriffs, bei dem alle daran gebundenen Websites lahm gelegt wurden.

"Am Rande des Zusammenbruchs werden Systeme meist sehr kreativ und aktiv. Viele Leute sind gekommen, haben mir Festplatten gebracht und nächtelang geholfen, das System wiederherzustellen. Auf eine Art war dieser Hack-Angriff dem Ganzen auch zuträglich", erzählt Häfele.

Workshops und Reisen

Mittlerweile hat das Netzwerk rund 200 Mitglieder, und besonders der Kontakt im realen Raum wird mit Treffen und Workshops gehegt und gepflegt. Oder in Form einer Reise vertieft, wie bei dem Ausstellungsprojekt, das eine kleine Abordnung des sonance network nach Kenia verschlug.

Eine Last-Minute-Ausstellung zeigte im Rahmen des französischen Kulturinstituts verschiedenste Positionen junger MedienkünstlerInnen.

Judith Fegerl zeigte dabei Prints ihres Projekts "Stigmata", mit Infrarotkamera aufgenommene Bilder von Körpern, die scheinbar deformiert sind. Denn die Kamera lässt sich nicht betrügen. Die Ausstellung wurde von Barbara Husar initiiert.

Berichte von dem Ausstellungsprojekt in Kenia: 6. Juli, Project Space Kunsthalle Wien, ab 19.30 Uhr.

Selbstorganisation ohne Geld

Barbara Husar: "Es ging auch darum, zu zeigen, was es heißt, im konventionellen Ausstellungsbetrieb eine Ausstellung ohne Kohle zu organisieren. Wir konnten keine Transportversicherung abschließen. Das war allen Beteiligten klar. Die Objekte wurden als Handgepäck transportiert. Zum Großteil waren keine Originale vor Ort. Wir wollten damit auch die Frage aufwerfen, wie es um die Austauschbarkeit von Kunst und Künstlern steht."

Heute im Ö1-Magazin "matrix", 22.30 Uhr

Astrid Schwarz berichtet in "matrix" über die Netzkulturinitiative sonance. Im zweiten Beitrag bringt Sonja Bettel einen Bericht über die Wikipedia Academy, die Mitte Juni in Göttingen stattgefunden hat.