Vivendi soll zerschlagen werden

Angriff
16.06.2006

Für 39 Milliarden Euro will der Norweger Alexander Vik den französischen Weltkonzern Vivendi aufkaufen und zerlegen. Seiner Meinung nach sind die teils sehr unterschiedlichen Sparten des Medien- und Telekom-Konzerns einzeln mehr wert.

Seit der Milliardär sein Übernahmeangebot für 39 Mrd. Euro angekündigt hat, läuten in Paris die Alarmglocken. Manager und Aufsichtsräte wiesen einstimmig Viks Pläne als unsinnig zurück und bekräftigten ihre eigene Strategie.

Was Vik mit dem Börsenschwergewicht mit fast 20 Mrd. Euro Umsatz wirklich vorhat, weiß niemand. Er nennt Vivendi abfällig einen "auf Telekommunikation und Medien konzentrierten Investmentfonds". Getrennt wären die Sparten seiner Meinung nach mehr wert.

Zerschlagung "ohne Basis"

Für Vivendi ist das "wirtschaftlich und juristisch ohne Basis". Bei einer Zerschlagung entfiele die Möglichkeit, riesige Altverluste aus der Zeit der Börsenblase steuerlich über Jahre zu verrechnen.

Die Videospiele und das Pay-TV stünden ohne die anderen Sparten viel schlechter da. Konzernchef Jean-Bernard Levy erklärte, die völlig unrealistische Forderung eines "Aktionärs ohne gesicherte Finanzen" sei hinfällig.

Vik kaufte sich bereits für gut 1,2 Mrd. Euro in das Kapital ein und wurde - mit deutlich unter fünf Prozent - größter Aktionär. Sein Investmentfonds Sebastian Holdings hat für die Übernahme angeblich bereits 19 Mrd. Euro von der Deutschen Bank und der Bank of America zugesagt bekommen.

Vivendis neues Selbstvertrauen

Der Medien- und Telekom-Konzern strotzt nach erfolgreicher Rosskur vor Selbstvertrauen. Bis zum überraschenden Angriff träumte Vivendi von einer Expansion auf die neuen Märkten für Musik- und Filmvertrieb übers Handy.

Mit seinen Sparten Musik [Universal Music] und Videospiele [Vivendi Universal Games], Pay-TV [Canal+] und Mobilfunk [SFR/Frankreich und Maroc Telecom] hätte Vivendi genügend Trümpfe dafür selbst in der Hand.

Strategische Neuausrichtung?

Jetzt stichelt Vik, Levy und der Vivendi-Sanierer und Aufsichtsratschef Jean-Rene Fourtou hätten sich offen für strategische Neuausrichtungen gezeigt. Die Genannten dementieren heftig.

Fourtou erklärt zudem, Vik biete viel zu wenig. Er müsse mindestens eine Prämie von 30 Prozent auf den Aktienkurs bieten, also ein paar Milliarden drauflegen.

Vik machte in den 90er Jahren in New York beim Internetboom mit Übernahmen und Wiederverkäufen von "dot.coms" ein Vermögen.

Rosige Prognosen von Vivendi

Um die Aktionäre bei der Stange zu halten, legte Vivendi eine Geschäftsprognose gleich bis zum Jahre 2011 auf.

Angesichts der Verankerung auf zwei Märkten, die derzeit im tiefen Umbruch sind - Musik und Telekommunikation -, erscheint das gewagt, doch der Markt nahm die Botschaft dankend auf.

Bis 2011 soll jede einzelne Sparte jährlich operativ um acht bis zehn Prozent expandieren. Der Überschuss soll 2006 um 16 Prozent auf 2,4 Mrd. Euro steigen und 2011 zwischen 3,5 und 4 Mrd. Euro erreichen. Voraussetzung sei aber die Beibehaltung der auf Spartensynergien beruhenden Strategie.

Die Gespräche mit Vik hat Vivendi mittlerweile abgebrochen.

(dpa | LA Times)