06.12.1999

JAHR 2000

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Warnung vor potenziellen Y2k-Viren

Böswillige Hacker können sich Computerexperten zufolge schon auf die Millenniums-Nacht freuen: Während allerorts die Sektkorken knallen und die Verwirrung um Computerabstürze groß sein dürfte, können sie fast unbemerkt neue Viren in die Systeme einschleusen.

Dieses Szenario sieht nicht nur der Computerexperte Ross Greenberg mit dem 1. Jänner 2000 auf die Welt zukommen, sondern auch die US-Behörden fürchten die Bedrohung. Der 2000-Sprung "ist eine tolle Gelegenheit für alle, die einen Virus in Umlauf bringen wollen", sagt der Forschungsdirektor der Beratergesellschaft Gartner Group, Andy Kite. Das Virus könne sich einschleichen und anschließend so tun, als sei es Teil der Umstellungsschwierigkeiten von 1999 auf 2000 in den Computern.

Y2k-Bug oder Virus?

Auch die Experten der Krisenabteilung des Instituts Carnegie Mellon in Pittsburgh [Cert] warnen vor diesem Problem. Inmitten der allgemeinen Raserei um das neue Jahrtausend wird es ihrer Ansicht nach schwer werden, die genaue Ursache irgendwelcher Informatik-Pannen zu bestimmen, sodass Viren ein viel leichteres Spiel hätten.

Gefahr für nationale Sicherheit

Der US-Geheimdienst CIA sieht sogar eine echte Gefahr für die nationale Sicherheit. Das 2000-Phänomen sei derart präsent in der Öffentlichkeit, dass es zusammengenommen mit der Verletzbarkeit der Infrastruktur nicht nur Computerhacker, sondern auch andere Staaten zu Angriffen auf die USA anstacheln könnte, meint Lawrence Gerschwin.

Bedenken äußerte auch das Nationale Zentrum zum Schutz der Infrastruktur [NIPC] - eine Abteilung der Bundespolizei FBI. Erst kürzlich sorgte Direktor Michael Vatis für Aufregung, als er warnte, nicht genug Geld für diese Art von Angriffen zu haben. Das Pentagon geht davon aus, dass es davon jetzt schon täglich zwischen 80 und 100 gibt - mit ständig steigender Tendenz. Laut Vatis ermittelt das FBI derzeit in 800 Fällen.

Schäden in Milliardenhöhe

Auch der Privatsektor ist alarmiert. Allein in den ersten sechs Monaten des Jahres seien durch die Viren Tschernobyl, Melissa, Explore.zip Worm und vergleichbare Eindringlinge Schäden in Höhe von umgerechnet 94,5 Mrd. ATS entstanden, erklärt die Gesellschaft Computer Economics in Kalifornien.

Und die Hacker schlafen nicht: Laut Cert schwappt schon eine neue Viruswelle auf elektronischem Postweg in die Computer. Unter den Namen W97M/Chantal, W32/Fix oder Count Y2k geben sie sich den Anschein eines Programms, das Millenniumsschäden repariert.