Studie: Zweifel an Überwachungskameras
Eine aktuelle Studie der Uni Berkeley über die in San Francisco installierten Überwachungskameras zeigt, dass diese nicht dazu geeignet sind, schwere Verbrechen zu verhindern.
Eine am Freitag (Ortszeit) auf der Website der University of California in Berkeley veröffentlichte Studie kommt zu dem Schluss, dass die im Zuge eines Sicherheitsprogramms für San Francisco installierten Überwachungskameras nicht den gewünschten Erfolg in der Verbrechensbekämpfung gebracht haben. Das Programm wurde im Jahr 2005 unter dem Bürgermeister Gavin Newsom initiiert. Die Studie soll am Mittwoch in San Francisco offiziell vorgestellt werden.
Sieben Monate lang hat das Center for Information Technology Research in the Interest of Society der Universität die Kameras auf ihre Effektivität hin überprüft. Das Ergebnis der Studie: Überwachungskameras auf Plätzen mit hoher Kriminalität verhindern keine Morde oder andere schwere Gewaltdelikte. Bei kleineren Delikten wie Taschendiebstählen wirkten die Kameras in der näheren Umgebung ihrer Standorte abschreckend.
Begründung
Gründe für die mangelnde Effektivität des Programms sind laut der 184-seitigen Studie unter anderem die unzureichende Einschulung des Personals im Umgang mit dem Material, die mangelnde Qualität der Kameras und des Filmmaterials sowie die schlechte Einbindung der Systeme in Polizeitaktiken.
"Wir fanden keinen Beweis dafür, dass die Kameras Gewaltdelikte verhindert hätten", so die Studie. Es gebe auch keinen Hinweis darauf, dass die Kameras zu einem Rückgang an Gewaltdelikten in der näheren Kameraumgebung oder auf den öffentlichen Plätzen geführt hätten. Anders sei das bei Eigentumsdelikten: Die Statistik zeigte, dass in einem Radius von 30 Metern rund um eine Kamera Eigentumsverbrechen um 24 Prozent zurückgingen.
Verbesserungsvorschläge
Auch Verbesserungsvorschläge bringt die Studie: So wird etwa empfohlen, den Kameras mehr Speicherplatz zur Verfügung zu stellen. Derzeit werden drei Bilder pro Sekunde von den Überwachungsgeräten übertragen. Das wiederum verhindere die Verfolgung von Bewegungsabläufen. "Filme und Videospiele liefern 24 bis 30 Bilder pro Sekunde", so die Autoren der Studie.
Darüber hinaus empfehlen die Studienherausgeber ein Waffen-Erkennungsmodul ("ShotSpotter") für die Kameras. Eine weitere Möglichkeit wären Kameras mit Alarmfunktion, die Sirenen starten lassen, wenn "jemand eine Waffe schwingt, einen Zaun überspringt oder eine Person angreift".
Wahrung der Privatsphäre
Um die Privatsphäre der Bürger zu wahren, ist es der Polizei nicht erlaubt, die Kameras im Echtzeitbetrieb zu nutzen. Erst nachdem ein Delikt gemeldet wurde, dürfen die Beamten auf das Filmmaterial zugreifen.
Vor einem Monat kündigte Bürgermeister Newsom bereits Änderungen im Sicherheitsprogramm an, so der "San Francisco Chronicle" (Montag-Ausgabe). So plante er bereits damals, einige der Kameras abzubauen, um mit den restlichen Geräten mehr Speicherplatz und somit bessere Filmqualität zu erhalten. Der Echtzeitüberwachung stehe er jedoch weiterhin skeptisch gegenüber, ließ der Bürgermeister damals wissen.