Alle Mitarbeiter gekündigt
Gestern kurz nach 16.00 Uhr stand der Beschluss fest: Lion.cc wird in seiner derzeitigen Form nicht weitergeführt, alle Mitarbeiter wurden gekündigt.
Ob daraus eine formale Liquidierung im kaufmännischen Sinne resultiert oder ob der Firmenmantel weiter bestehen bleibt, war bis jetzt unklar.
Fest steht jedenfalls, dass mit der Kündigung von insgesamt über 70 Mitarbeitern das "Main Asset" der Firma nicht mehr existiert.
Den ganzen Mittwoch über waren Vertreter der Telekom, der WAZ, von Lion.cc und von Libro mit den beteiligten Banken [Konsortialführer ist die RZB] zusammengesessen.
Ein Deal mit der Telekom Austria, der auch die Übernahme der Mitarbeiter betroffen hätte, war nach einer Darstellungsweise hauptsächlich daran gescheitert, dass im von der Telekom vorgelegten Angebot plötzlich Haftungsklauseln enthalten waren, die Lion nicht einhalten konnte: Garantien für die Anzahl von Orders, Garantien für den Weiterverbleib der Mitarbeiter.

Geldflüsse wohin
Die Geldflüsse gingen jedenfalls direkt von der Telekom an Libro, was der an Lion.cc beteiligten WAZ wiederum nicht recht sein konnte.

Banken lehnten ab
Nach anderer Darstellung waren weniger die Auflagen der Telekom als vielmehr die Position der beteiligten Banken ausschlaggebend, die jede weitere Zwischenfinanzierung abgelehnt hatten.
Die monatliche "Burning Rate" von Lion.cc, wie es im Dot.com-Rotwelsch heißt, war zwischen kolportierten 20 und 30 Millionen ATS gelegen und damit offenbar zu hoch.
Als sicher gilt, dass sich ein wechselweises Unter-Druck-Setzen abgespielt hat, und zwar im Zusammenhang mit dem Verkauf der ISP-Kunden von Libro bzw. Lion.cc an die Telekom-Tochter Jet2Web Internet bzw. an die Telekom, je nach Sichtweise.
Aus für die Belegschaft
Um 16.25 Uhr trat man seitens Lion.cc vor die versammelten noch verbliebenen Mitarbeiter und eröffnete ihnen, dass der letzte Rettungsversuch durch den letzten verbliebenen Vorstand Heinz Lederer gescheitert sei.
