"Internet ist keine Quelle schnellen Reichtums"
Nach dem Abflauen der Internet-Euphorie sehen Branchenexperten im Netz inzwischen eher ein Instrument zur Stärkung etablierter Unternehmen statt eine Quelle schnellen Reichtums.
Die Chefin der Beratungsfirma Bain & Co, Orit Gadiesh, sagte auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos am Freitag, nur für wenige Firmen wie Yahoo , AOL Time Warner oder das Auktionshaus eBay sei das Internet Kerngeschäft.
"Für alle anderen ist es nur ein Werkzeug." Der Vorstandssprecher des Walldorfer Softwarekonzerns SAP, Hasso Plattner, deutete an, die Wirtschaft sei mitverantwortlich, dass in der Vergangenheit im Zusammenhang mit dem Internet die Gier nach schnellen Gewinnen zu groß gewesen sei.
Gadiesh sagte weiter, die Vergangenheit habe gezeigt, die wirtschaftliche Macht sei nicht von so genannten traditionellen Unternehmen zu jungen Unternehmen übergegangen. In der Summe sehe sie nur ein sehr kleines Potenzial für reine Internet-Unternehmen. Traditionelle Unternehmen hätten zu ihren alten Werten mit dem Internet ein neues Werkzeug erhalten, das beispielsweise die Maschinen eines Herstellers gewissermaßen noch wertvoller mache.

Zu viel Gier
SAP-Vorstandssprecher Plattner räumte eine gewisse Mitschuld der Wirtschaft an der Internet-Euphorie ein, die mittlerweile nach Zusammenbrüchen junger Internet-Firmen und drastischen Einbrüchen an Börsen für Wachstumswerten wieder einer gewissen Ernüchterung Platz gemacht hat.
"Es hat zuviel Gier gegeben, auch von uns. Die Leute dachten, dass eine Rendite von 30 Prozent bei einem Investment leicht zu machen und 100 Prozent möglich seien", sagte Plattner. SAP selbst habe bei seinen Investitionen in junge Firmen auch Geld verloren.
Insgesamt äußerten sich die Experten auf dem diesjährigen Weltwirtschaftsforum im schweizerischen Wintersportort Davos damit sehr viel zurückhaltender über die Aussichten durch das Internet als bei dem Treffen vor einem Jahr. Damals war die Internet-Euphorie noch groß, und Investoren waren seinerzeit bereit, umgerechnet jeden einzelnen Kunden eines Internet-Providers mit 10.000 Euro oder mehr zu bewerten. Derzeit werden Kunden des Internet-Portals Yahoo nach Einschätzung der Investmentbank JP Morgan dagegen nur noch mit etwa 260 Euro bewertet.
Normalisierung
Yahoo-Chef Tim Koogle rechnet nach eigenen Angaben ebenfalls damit, viele Internet-Firmen würden wieder vom Markt verschwinden. Das Internet selbst aber werde bestehen bleiben.
"In fünf bis zehn Jahren wird das Internet als Infrastruktur mit dem Leben der Menschen geradezu verflochten sein", sagte er.
SAP-Chef Plattner ergänzte, die große technologische und gesellschaftliche Herausforderung sei es, die Menschen in einem weltumspannenden Netzwerk zusammenarbeiten zu lassen. In dieser Hinsicht allerdings stecke das Internet noch in den Kinderschuhen, sagte er.