Kursmassaker an Hightech-Börsen
Die Weltbörsen haben gestern, angeführt vom US-Aktienmarkt, eine erneute Talfahrt unternommen.
Vor allem die Hightech-Werte wurden wieder einmal stark mitgenommen. Was in letzter Zeit beinahe zur Gewohnheit wurde, hat mittlerweile ernste Ausmaße angenommen - Erholung ist noch keine in Sicht.
Gestern fiel der Nasdaq Composite Index auf knapp 3000 Punkte - damit steht der Index der Technologiebörse auf dem Stand des Vorjahres [4. November]. Der Tagesverlust von 3 Prozent wurde vom Dow Jones Index übertroffen, der um 3,6 Prozent in die Tiefe gerauscht ist. Der Index steht nun gefährlich nahe bei der 10.000 Punkte Marke.

Die Anleger sind mittlerweile verzweifelt. "Der Markt ist einfach nicht stark genug, negative Meldungen zu verkraften", sagt Ed Peters, Chef-Investmentstratege bei PanAgora Asset Management, und spielt auf schlechte Quartalsergebnisse von Tech-Unternehmen an.
Das Umfeld zeigt sich wahrlich nicht von der freundlichsten Seite. Der Ölpreis, der Transport und Industrie schwer im Nacken sitzt, ist an einem einzigen Tag um 11 Prozent auf 37 USD pro Barrel gestiegen. Der schwache Euro vermindert Umsätze und Erlöse, die US-Unternehmen in Europa erzielen.
Nun steht auch eine Kriegsgefahr drohend vor den Toren der Börsen. Die gewalttätigen Übergriffe zwischen Israelis und Palästinensern haben dann einen starken Einfluss auf die Weltbörsen, falls die USA militärisch eingreifen sollte. Die alte Börsenweisheit "Kaufen, wenn die Kanonen donnern" wird nur mehr mit einem müden Lächeln wahrgenommen. Einziger Trost: der Oktober ist traditionell ein äußerst schwacher Börsemonat.
Das Gewitter an der Nasdaq hat auch das deutsche Pendant, den Neuen Markt, arg in Mitleidenschaft gezogen. Dieser folgt seit einigen Monat der Nasdaq wie ein Schoßhündchen: geht es in den USA bergab, stürzt der Neue Markt. Steigen die US-Märkte, erholt sich der NM leicht.
Alles in allem ist eine Börsenrallye noch in weiter Ferne. In der Analystenwelt herrscht geteilte Meinung. Die einen glauben an eine Rallye im Spätherbst [sprich November], andere rechnen damit nicht vor dem Frühjahr 2001. Eines scheint aber gesichert: die fetten Jahre der DotComs und Hightechs sind vorbei, ebenso die der Wertsteigerungen in der Höhe von mehrern hundert Prozent.
