30.03.2004

EU + KANADA

Musikindustrie weitet P2P-Klagewelle aus

Wie bereits letztes Jahr mehrmals angekündigt, verklagt die Musikindustrie nun auch erstmals Tauschbörsennutzer außerhalb der USA.

Insgesamt würden 247 User in Deutschland, Italien, Dänemark und Kanada verklagt, gab die IFPI, der Verband der Phonoverbände, am Dienstag bekannt.

In einer ersten Klagewelle habe die deutsche Landesgruppe der IFPI und die von ihr beauftragte Hamburger Rechtsanwaltskanzlei Rasch 68 Strafanzeigen erstattet, so Gerd Gebhardt, Vorsitzender der deutschen Phonoverbände.

"Es gibt in 'Tauschbörsen' millionenfach illegale Musikangebote. Die Phonowirtschaft kann dem nicht mehr tatenlos zusehen, während der Musikabsatz stark einbricht. Wir gehen deshalb jetzt auch gegen diese illegalen Anbieter mit rechtlichen Schritten vor", so Gebhardt. "Es kann jeden treffen, der Musik illegal anbietet."

IFPI Österreich wartet noch ab

Nach Kenntnis der Identitäten würden die Rechteinhaber Zivilverfahren einleiten und Schadenersatz geltend machen, so die IFPI. Der Strafrahmen könne einige tausend Euro betragen, so die IFPI weiter.

Die IFPI in Österreich begrüßte das gerichtliche Vorgehen gegen P2P-Nutzer. "Wir haben vollstes Verständnis für diese Entscheidung. Jeder, der Gesetze verletzt, muss damit rechnen, zur Verantwortung gezogen zu werden. Gerichtliche Schritte sind auch in Österreich nicht ausgeschlossen. Unsere Informations- und Aufklärungskampagne wird fortgesetzt."

Während in Deutschland und Kanada die Identitäten der Filesharer über die Gerichte ausgeforscht werden, sollen in Dänemark die Namen bereits bekannt sein. Der Stand der italienischen Ausforschungen soll im Laufe des Tages bekannt gegeben werden.

Studie widerspricht Industrie

In einer neu vorgestellten Studie der US-Universitäten Harvard und North Carolina wurde zuletzt kein negativer Zusammenhang zwischen der Nutzung von Tauschbörsen und CD-Verkauf festgestellt.

Dabei wurden Ende 2002 17 Wochen lang zwei OpenNap-Server beobachtet. In der Zeit konnten die Forscher rund 1,75 Mio. Downloads zählen.

Im Vergleich mit den Verkaufszahlen von 500 zufällig gewählten Musik-Alben konnten die Wissenschaftler nach eigenen Angaben keinen Verkaufsrückgang durch Downloads feststellen.

Diverse andere Studien kommen zu einem ähnlichen Ergebnis, andere wiederum sehen sehr wohl einen Zusammenhang zwischen dem Download-Verhalten und den Umsatz-Rückgängen.

Laut den Studienautoren Felix Oberholzer und Koleman Strumpf braucht es 5.000 Downloads, um den physischen Verkauf von einer CD zu ersetzen. Im Beobachtungszeitraum habe aber nur ein User diese Anzahl an Songs heruntergeladen.