Kontroverse über YouTube-Studie

Online-Video
08.04.2007

YouTube-Nutzer sind laut einer aktuellen Studie nur mäßig an urheberrechtlich geschützten Inhalten großer Medienkonzerne interessiert. Kritiker zweifeln an den Ergebnissen der Untersuchung.

Videos, die wegen Urheberrechtsbedenken von YouTube entfernt wurden, machten in den vergangenen Monaten nur sechs Prozent der Zugriffszahlen auf die Videos der Plattform aus. Das geht aus einer Anfang April veröffentlichten Studie des Branchenportals Vidmeter hervor.

In der Studie wurden die Zuseherzahlen für die 6.725 populärsten Videos auf YouTube von 9. Dezember 2006 bis zum 22. März 2007 gemessen. 621 oder rund neun Prozent davon mussten laut Vidmeter auf Verlangen der Rechteinhaber entfernt werden.

Studie umstritten

Die Studie ist jedoch nicht unumstritten. Vidmeter habe nur die tatsächlich wegen Urheberrechtsbedenken entfernten nicht lizenzierten Videos gezählt, meinen Kritiker.

Tatsächlich befinde sich auf YouTube aber eine große Anzahl von Videos, die von den Rechtinhabern bisher schlicht nicht bemerkt wurden, heißt es.

Auch dauere es oft Monate, bis Ansprüche auf urheberrechtlich geschützte Videos geltend gemacht werden, ist im Wired-Blog Epicenter zu lesen.

"Nicht höher als 18 Prozent"

Vidmeter hält dem entgegen, dass die Zahlen lediglich eine Tendenz wiedergäben. Auch unter Berücksichtigung der Tatsache, dass nur ein Teil der nicht lizenzierten Clips entfernt wurde, sei der Anteil urheberrechtlich geschützter Videos an den Zuseherzahlen nicht höher als 18 Prozent.

Es sei auch zu berücksichtigen, dass die urheberrechtlich geschützten Clips der Medienkonzerne, nachdem sie entfernt wurden, keine Zugriffe mehr generieren konnten. Dennoch sei das Interesse an den urheberrechtlich geschützten Videos geringer als am Rest des Angebots, argumentiert das Unternehmen in einer Aussendung.

Auswirkungen auf Viacom-Klage

Die Ergebnisse der Studie könnten nach Meinung von Marktbeobachtern die Position des YouTube-Eigentümers Google bei Verhandlungen mit Medienkonzernen um Lizenzen für Online-Videos stärken, berichtet die "New York Times".

Auch der Ausgang des vom US-Medienkonzern Viacom gegen YouTube wegen Urheberrechtsverletzungen angestrengeten Verfahrens könnte davon betroffen sein, meinen Analysten.

Viacom hatte YouTube vorgeworfen, ein lukratives Geschäft mit nicht lizenzierten urheberrechtlich geschützten Inhalten zu betreiben.

Das Geschäftsmodell der Online-Videoplattform, Werbung für nicht lizenzierte Inhalte zu verkaufen, sei ganz klar "illegal" und nicht im Einklang mit dem Urheberrecht. Viacom klagte YouTube Mitte März auf eine Milliarde Dollar Schadenersatz.

Munition für Anwälte

Die Studie enthält jedoch auch Munition für die Viacom-Anwälte. Mit einem Anteil von 40 Prozent stammt laut Vidmeter der Großteil der wegen Urheberrechtsbedenken von YouTube entfernten Videos von Viacom.

Die Medienkonzerne News Corp. und NBC Universal wollen YouTube mit einer gemeinsamen Online-Videoplattform schon bald das Wasser abgraben. Auch Yahoo, Microsoft, AOL und MySpace sind beim YouTube-Konkurrenten mit an Bord.