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Google hacken und die Welt verändern

NETZTEILE
23.05.2009

Schön ist das ja nicht. Ausgerechnet am 13. Mai bricht bei Google der zehn Jahre alte Laptop zusammen, auf dem die Suchmaschine installiert ist. Und Millionen User finden an diesem Freitag daraufhin keine Suchmaschine vor. Was, wenn daran doch nicht die Putzfrau schuld war, die mal wieder diese merkwürdig schnell drehende Scheibe im Computer reinigen wollte?

Was, wenn es sich dabei um einen Angriff pöhser "Hacker" gehandelt hat? Okay, es hat nicht die Suchmaschine erwischt, sondern den Online-Kalender und die Mailserver. Aber das hätten sich nun auch mehr als ein paar Millionen Menschen nicht mehr schreiben können. Schließlich ist Gmail inzwischen auf der Welt so beliebt wie Hackfleisch in Deutschland.

Vermutlich also falscher Alarm, auch wenn sich eine Menge Menschen gefragt haben dürften , ob da nicht doch ein kleiner böser, garstiger EDV-Gnom auf der anderen Seite der Welt kichernd die ENTER-Taste gedrückt hat.

Hat er wohl nicht.

Und Verschwörungstheoretiker wissen: Hat er gar nicht mehr nötig, Google ist schon so oft gehackt und verfälscht worden, dass wir gar nicht mehr wissen, wo wir noch Wahrheit finden sollen.

Andere kennen das ja auch. Eine erfolgreiche Zeitung in einer großen amerikanischen Stadt, zum Beispiel. Also ob die den Unterschied zwischen kasachischen Fruchtbarkeitswitzen und einer Modekolumne der "New York Times" überhaupt bemerkt hätten.

Wir halten doch auch diese angebliche automatische Übersetzung von Gmails in eine andere Sprache für ein echtes Feature von Google und freuen uns. Obwohl man sich nicht wirklich über die Einladung zu einem "Vollbad in Kameldung" freut, "um sich danach kasachische Fruchtbarkeitswitze zuzuschreien".

Dabei wollte die Google-Beta doch nur die Geburtstagswünsche einer weit entfernten italienischen Tante aus deren Landessprache übersetzen. Und wieder lacht ein Hacker und krampft sich kichernd am USB-Stick fest. Denn der echte Google-Spaß lauert bei den Suchergebnissen.

Ach so? Man glaubt mir also nicht? Der Herr Geheimrat legen seine Lesebrille mit einem missbilligenden Kopfschütteln beiseite und bestellen sich noch einen kleinen Braunen? Seit ein paar Tagen mehren sich die Angriffe auf Suchergebnisse, die dann mit ein paar bösartigen Links angefüllt harmlose Suchende auf Seiten locken sollen, die ich nicht einmal in einer übervollen Wanne zusammen mit einem Kamel besingen würde.

Zu dumm, dass dieser Angriff nun ein sehr gut gehütetes Geheimnis aller wahren Google-Connaisseurs lüftet: Die Links ab den ersten paar Trefferseiten sind NICHT ECHT. Gut, NIEMAND nutzt mehr als die erste Trefferseite, deshalb weiß das niemand. Es kommt aber noch schlimmer: Angenommen, man wüsste es, dann würde man sich doch wundern, wenn nach einer alltäglichen Suche nach - sagen wir "kasachische Fruchtbarkeitswitze" - schon auf dem ersten Treffer Angaben zum Maler "Conrad Witz" vorfinden.

Das kann doch nicht ernst gemeint sein.

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(Harald Taglinger)