
Ubuntu 9.04: UMTS und Cloud-Computing
Ubuntu 9.04 mit dem Codenamen "Jaunty Jackalope" beschleunigt den Systemstart und bringt Unterstützung für das Dateisystem Ext4 sowie die Cloud-Computing-Lösung Eucalyptus. Der Import von Outlook-PST-Dateien wird dank Gnome 2.26 und Evolution vereinfacht, WWW- und Office-Bedürfnisse durch Firefox 3.0.9 und OpenOffice 3.0 abgedeckt.
Pünktlich zum angekündigten Termin und streng nach Release-Zyklus ist am Donnerstag das neue Ubuntu 9.04 "Jaunty Jackalope" (lebhafter Wolpertinger) erschienen. Das Debian-basierte Betriebssystem bietet einen beschleunigten Systemstart, Unterstützung für das performante Ext4-Dateisystem sowie die Open-Source-Lösung Eucalyptus zur Administration von verteilten Rechnernetzen.
Wer neugierig geworden ist, aber noch Zweifel hat, kann die Live-CD-Funktion von Ubuntu nutzen. Ohne eine Veränderung am bestehenden System vorzunehmen, kann Linux direkt von CD gestartet werden.
Mobiles Breitband unterstützt
Der Einsatz von Kernel 2.6.28 verspricht neben einem verbesserten Umgang mit Ext4 auch Leistungszugewinne in Sachen Grafikspeicher. Notebook-Besitzer können sich über die Aufnahme von "Disk Shock Protection", einer Vorsichtsmaßnahme gegen
Festplattenschäden durch Stoßen und Rütteln, freuen. In Sachen Netzwerkkonnektivität bringt 2.6.28 Unterstützung für Ultra Wide Band (UWB), drahtloses USB, UWB-IP sowie Nokias Phone Network Protocol (PhoNet) für den Datenabgleich mit Nokia-Handys. Für Grafiker interessant dürfte die vereinfachte Konfiguration von Wacom-Tablets sein.
Ein Überblick über die Eigenschaften des neuen Kernels findet sich hier.
Outlook-Ordner integrieren
Wie sieht es aber bei der Software des gehörnten Hasen aus? Wer die E-Mail- und Groupware-Anwendung Evolution nutzt, hat künftig die Möglichkeit, Ordner von Microsoft Outlook (PST-Dateien) direkt zu importieren. Auch sollte die Interaktion mit der grafischen Oberfläche GNOME dank neuer Version 2.26 und X.Org Server 1.6 flotter vonstattengehen.
Neu hinzugekommen ist die Cloud-Computing-Anwendung Eucalyptus, die das Einrichten und Verwalten virtualisierter Rechnernetze ermöglicht. Zum Einsatz kommt dabei dasselbe Interface wie bei Amazons S3- und EC2-Rechnerwolke. Wer mehr über das Erstellen einer virtualisierten Infrastruktur erfahren möchte, findet auf der Eucalyptus-Homepage Feature-Übersicht und Dokumentation.
Verschlüsselung von Home-Verzeichnissen
Auch in Sachen Kryptographie hat sich einiges getan. Bisher musste der Nutzer zwischen der Verschlüsselung der kompletten Platte oder eines eigens dafür vorgesehenen Ordners im Home-Verzeichnis wählen. Nun ist es möglich, die einzelnen Nutzerprofile komplett zu chiffrieren. Ist das Passwort gesetzt, kann der Inhalt nur noch durch dessen Eingabe eingesehen werden.
Ansonsten bietet Ubuntu 9.04 Altbewährtes und Gewohntes in aktualisierter Form. Mit OpenOffice 3.0 wird weiterhin eine taugliche Alternative zu Microsoft Office geboten, für Bildbearbeitung gibt es The GIMP 2.6.5 und für die Organisation von Digitalfotos das Programm F-Spot. Grundsätzlich werden für sehr viele Aufgabenbereiche - von 3-D-Modellierung mit Blender bis zur Audioproduktion mit Ardour - bereits Open-Source-Lösungen geboten.
Sorgenkind Hardware-Industrie
Probleme, die auf schlechte Treiberunterstützung durch Hardware-Firmen zurückzuführen sind, gibt es leider auch unter 9.04 - und wird es auch weiterhin geben, solange bei den Hardware-Herstellern kein Umdenken erfolgt.
Dazu gehören nicht funktionierende Ruhezustand- und Stand-by-Modi, Konflikte bei der Verwendung von mehreren Monitoren sowie schlecht implementierte Stromsparfunktionen. Die Open-Source-Gemeinde rund um Ubuntu und andere Linux-Distributionen kann hier nur bedingt helfen, der Zeigefinger gebührt der Industrie. Gerade aber in der Unterstützung von Ruhezustandsfunktionen soll sich in 9.04 laut Aussage der Entwickler viel zum Positiven gewendet haben.
Zahlreiche Derivate
Auch die Ubuntu-Derivate Kubuntu, Xubuntu, Edubuntu und Ubuntu Studio sind in der Version 9.04 erschienen. Während Kubuntu und Xubuntu mit KDE und Xfce Alternativen zur grafischen Standardoberfläche GNOME bieten, verfolgen Edubuntu und Ubuntu Studio einen anderen Ansatz.
Richtet sich Edubuntu in seiner Paketauswahl an Schulen, wird mit Ubuntu Studio die Idee verfolgt, alle Software zum Aufbau einer Multimedia-Workstation zur Verfügung zu stellen. Wer wissen will, wie gut sich Linux im Bereich Grafik, Film- und Musikproduktion schlägt, dem sei Ubuntu Studio ans Herz gelegt.
(Michael Maurer)