Weblogs und Jazz
Matt Mullenweg, Chefentwickler der freien Weblog-Software Wordpress, im Gespräch mit ORF.at über Parallelen zwischen Jazz und Blogs, die Kunst, Programme zu schreiben, und sein vor kurzem gegründetes Unternehmen Automattic.
Dass Matt Mullenweg Jazz mag, ist nicht zu übersehen. Bei seinem Vortrag auf der Konferenz "Blogtalk Reloaded", die noch bis Dienstag Abend im Vienna Tech Gate stattfindet, projizierte er Bilder zahlreicher Jazz-Größen an die Wand und zog lustvoll Parallelen zwischen der Entwicklung von Software und dem Spielen von Jazz.
Lester Young ["Gotta be original"] zitierte er ebenso wie Wynton Marsalis ["Try to find the best teachers"] und Charles Mingus ["Creativity is making the complicated simple"].
Releases der von Mullenweg maßgeblich mitentwickelten Weblog-Software WordPress werden üblicherweise nach Jazz-Musikern benannt. So ist etwa die jüngste Version, Wordpress 2.0, Duke Ellington gewidmet.
ORF.at: Inwiefern lassen sich Weblogs mit Jazz vergleichen?
Mullenweg: Ich glaube, dass es viele Parallelen zwischen Weblogs und Jazz gibt. Weblogs lassen sich aber auch mit den anderen Kunstformen, wie etwa der Literatur, der Malerei, aber auch der Architektur in Beziehung setzen. Es geht letztlich immer darum, Dinge mit Leidenschaft zu machen, hart zu arbeiten und kreativ zu sein.
ORF.at: Sie waren auch einmal Musiker?
Mullenweg: Ja, ich war einmal Musiker, aber ich habe leider nicht genug geübt.
ORF.at: Warum haben sie begonnen, Weblog-Software zu entwickeln?
Mullenweg: Als ich mit WordPress angefangen habe, war ich mit der Software, die verfügbar war, ein bisschen unzufrieden. Ich habe mich damals vor allem mit dem Tool B2 beschäftigt und wollte einfach etwas Besseres machen.
Gemeinsam mit einigen anderen Leuten haben wir Anfang 2003 begonnen, das zu entwickeln, was heute als WordPress bekannt ist.
ORF.at: Wer nutzt WordPress heute?
Mullenweg: Nun, zum Beispiel ich. WordPress kommt aber auch in Medienunternehmen wie etwa der New York Times, dem Wall Street Journal oder About.com zur Anwendung.
Vor allem wird WordPress aber von Millionen privater Anwender genutzt. Die sind der Kern unserer Community. Diese Leute haben einfach nach einer Software gesucht, die es ihnen ermöglicht ohne großes Komplikationen online zu publizieren.
ORF.at: Im Dezember 2005 haben sie das Unternehmen Automattic gegründet.
Mullenweg: Ich liebe es, mit Open-Source-Software zu arbeiten. Mit Automattic beschäftigen wir uns mit Open-Source-Technologien. Automatic stellt etwa WordPress.com zur Verfügung, die gehostete Version von WordPress.
Wir machen auch Akismet, eine Anti-Spam-Technologie, die Kommentar-Spam in WordPress-Weblogs unterbinden soll und wir haben auch eine Forum-Software namens bbPress entwickelt.
Demnächst wollen wir WorldPress MU [Multi-User] veröffentlichen. Das ist die Software, die hinter WordPress.com steht. Sie wird schon für viele Projekte verwendet, aber bisher fand noch kein offizieller Release statt.
ORF.at: Wie hat sich WordPress.com entwickelt?
Mullenweg: WordPress.com entwickelt sich sehr gut. Derzeit wird es von 380.000 Leuten genutzt, nächste Woche werden es wahrscheinlich schon 400.000 sein. Vor allem international bemerken wir ein großes Interesse. Mehr als die Hälfte der Besucher von WordPress.com kommt von außerhalb der USA.
Die Download-Version auf WordPress.org wurde zwar mehr als 1,1 Millionen Mal heruntergeladen, wir wissen aber nicht, wieviele Leute die Software tatsächlich verwenden.
ORF.at: Wie wird es mit WordPress.org weitergehen?
Mullenweg: In ein oder zwei Monaten wird eine neue Version, Wordpress 2.1, verfügbar sein und die soll eine Reihe von Features beinhalten, die vor allem das Schreiben mit WordPress einfacher machen sollen. Etwa eine Rechtschreibprüfung.
(futurezone | Patrick Dax)