LocationFree: Freiheit mit Hindernissen
Mit LocationFree will Sony das TV-Bild und andere Inhalte vom Wohnzimmer befreien und weltweiten Zugriff darauf ermöglichen. Das wohlklingende Versprechen wird hier zu Lande vorerst allerdings nur bedingt eingelöst, zeigt ein erster Test von ORF.at.
Das Prinzip klingt einfach: Die LocationFree-Basisstation wird mit dem Fernseher, VHS/DVD-Recorder oder PC verbunden, und schon kann man drahtlos via PSP oder Laptop von überall her auf deren Inhalte zugreifen und diese streamen und sogar das Programm am heimischen Fernseher oder Recorder umschalten.
Wie so oft liegt die Tücke im Detail. Denn erstens braucht es dafür eine Kabelverbindung der Basisstation zum Internet und zweitens zeigt sich erneut, dass Sonys Abteilungen weiter an ihrer Kommunikation feilen müssen: Nur weil etwas auf dem PC funktioniert, heißt das noch lange nicht, dass es auch die PSP kann.
Internet-Anbindung nur mit Kabel
Die Installation der in Österreich für nicht gerade wohlfeile 299 Euro erhältlichen Basistation LF-PK1 ist - theoretisch - einfach: Zwei A/V-Eingänge auf der Rückseite ermöglichen den Anschluss von zwei Geräten, wobei ein passendes Scart-Kabel mitgeliefert wird.
Wer direkt neben dem Fernseher oder VHS/DVD-Recorder kein LAN-Kabel und damit Internet-Anbindung hat, stößt allerdings bereits auf das erste Problem: Denn die Basisstation kann zwar als Access-Point für drahtlose Internet-Anbindung via WLAN genutzt werden, drahtlose Kommunikation mit einem anderen Access-Point ist dafür nicht möglich. Im Fall des Falles heißt es also Kabel ziehen.
Die Geräte werden über WLAN an der Basisstation angemeldet, die Kommunikation wird mit einem mitgelieferten WEP-Schlüssel vor ungewolltem Zugriff verschlüsselt. Auf dem [WLAN-fähigen] Computer muss für die Nutzung der Location Free Player von Sony installiert werden, die PSP kann die Inhalte ab der Firmware-Version 2.7 streamen.
Gutes Bild, aber mit Macken
Das TV-Bild auf der PSP ist gut, aber verbesserbar. Neben dem technologisch bedingten Delay des Bildes kam es im Test, egal ob über die unabdingbare Breitbandanbindung oder direkt über die Basisstation, immer wieder zu Artefakten und Aussetzern bzw. Verzögerungen.
Auf dem PC ist das Bild, je nach Einstellung von Monitor und Programmfenster, deutlich schärfer, allerdings nur bei kleiner Größe.
Fernbedienung mit Hindernissen
Damit die angeschlossenen Geräte aus der Ferne bedient werden können, muss der IR-Blaster [sprich: Infrarot-Sender] genau beim Infrarot-Empfänger am zu steuernden Gerät platziert werden. Da nur ein IR-Blaster an der Basisstation angeschlossen werden kann, kann so auch nur ein Gerät ferngesteuert werden.
Hier begann, zumindest im Test, die schwierigste Aufgabe: Das Herunterladen und die Nutzung der PSP-Fernbedienungsdaten.
Wer zu Hause kein WLAN hat, muss die Daten über das USB-Kabel in den Unterordner /PSP/System/Lfplayer der PSP transferieren. Solange dieser nicht vorhanden ist, können die Daten - wie beim Tester - allerdings nicht auf der Memorycard der PSP gespeichert werden.
Nachteil für die PSP
Die PSP-Fernbedienungsdaten weisen deutliche Lücken auf. Während über den PC ein VHS-Recorder von Samsung anstandslos bedient werden konnte [an- und ausschalten, Kanalwechsel, Aufnahme starten/stoppen bzw. Kassette abspielen], wird auf der PSP ein VHS-Recorder von Samsung erst gar nicht angeboten.
So konnte auf der PSP zwar das aktuell auf dem Samsung-VHS-Recorder gewählte Programm angesehen werden, umschalten oder weitere Bedienung war aber nicht möglich.
Lückenhafte Geräte-Unterstützung
Auch die Geräte-Unterstützung ist lückenhaft, sowohl auf der PSP als auf dem PC. Ein Fernseher von Sony kann laut Liste ferngesteuert werden, ein Philips-Fernseher allerdings wird da wie dort nicht angeboten.
Diese Unterschiede konnte selbst Sony bisher nicht erklären. Einziger Anhaltspunkt: Die Software für den PC wurde nicht von Sony selbst entwickelt, jene für die PSP offenbar schon.
PC-Software unter GNU-LGPL-Lizenz
Die PC-Software wurde übrigens unter der GNU-LGPL-Lizenz veröffentlicht und darf demnach auch verändert werden. Der Source-Code soll laut Lizenzvereinbarung auf der Sony-Website zu finden sein.
Weiteres "Manko" der Basisstation LF-PK1: Der Zugriff auf die LocationFree-Basisstation ist nur mit einem Gerät möglich. So sollte man sich in einem Mehrpersonenhaushalt immer absprechen, wer nun Inhalte streamen darf.
Erste Kinderkrankheiten "geheilt"
Vieler dieser "Kinderkrankheiten" sollen mit der nächsten Generation der LocationFree-Basisstationen, von denen in den USA für Oktober zwei neue angekündigt wurden, allerdings der Vergangenheit angehören.
Neben einem besseren Videocodec wurde auch an eine drahtlose Internet-Anbindung gedacht, sodass auch eine bestehende WLAN-Internet-Anbindung genutzt werden kann. Mit der ebenfalls neuen LocationFree-TV-Box können die Inhalte zudem direkt auf einem Fernseher gezeigt werden.
So lebt die Hoffnung auf heimatliches Fernsehen in fremden Landen weiter - vorausgesetzt, Sony bemüht sich um eine bessere Kommunikation innerhalb der eigenen Reihen und lässt diese in eine verbesserte Benutzerfreundlichkeit einfließen.
(futurezone | Nadja Igler)