Cyber-Kolonialismus in Afrika
Von den insgesamt knapp 1,5 Millionen Einwahl-Accounts in Afrika entfallen rund 750.000 auf Südafrika, der Rest verteilt sich auf die übrigen Länder. Die Zahl der afrikanischen Internetuser liegt Schätzungen zufolge bei rund vier bis fünf Millionen.
Armut, Analphabetismus, lückenhafte Elektrizitätsversorgung und Telekominfratsruktur erschweren Afrika den Anschluss an die Informationsgesellschaft. Doch es gibt auch noch andere Gründe, meinen die Experten, die sich im Rahmen des Ars Electronica Symposiums Gedanken zum Thema "Wiring Africa" machten.
So würden Technologien, wie Funknetzwerke und Internetzugang via Satellit die Kosten auf ein Zehntel reduzieren. "Doch diese Alternativen werden von vielen Regierungen torpediert", berichtet Mike Jensen. Der Südafrikaner hat mehr als 30 afrikanischer Länder beim Aufbau ihrer IKT-Infrastruktur beraten.
African Internet Connectivity
Mike Jensen ist Board Member der Südafrikanischen Internet
Service Provider für NGO's und war Mitbegründer der African
Information Society Initiative im Jahr 1996.Er betreibt auch eine
Website, die den Status Quo der Internet-Entwicklung in Afrika
dokumentiert.

Ausverkauf der IKT-Infrastruktur
Eine zeitlang war der Senegal afrikanischer Leader in Sachen Internet und neue Technologien und hat auch andere afrikanische Länder mitgerissen. Doch diese Zeiten sind vorbei, weiss Michel Mavros, Mitbegründer von Metissacana, einem Internetprovider im Senegal.
Denn die Regierung hat der France Telecom einen Blankoscheck ausgestellt und ihr das Telekommunikationsmonopol Sonatel verkauft.
Ohne daran Auflagen zu knüpfen. Preiserhöhungen, extreme Bandbreitenlimitierung und das Verbot von Internetzugang via Satellit, waren die Folgen.
Ö1-Magazin matrix
Ganz im Zeichen von "unplugged" und der Ars Electronica stand
diese Ausgabe von matrix. Beitrag Nummer zwei berichtete von der
Electrolobby und von der Vernetzung der Netzkunst.

Kontaproduktive Liberalisierung
Die France Telekom kauft einen Telekombetreiber nach dem anderen auf und will ihren Hegemonialanspruch auf ganz Westafrika ausdehnen, so Mavros.
Anders als in Europa führt die Privatisierung der nationalen Telekom-Infrastruktur zu einer Verfestigung der Monopolstellung, sieht auch Mike Jensen negative Effekte für die Entwicklung der Länder. "Kurzfristig werden die Staatskassen gefüllt, doch die Entwicklung der Länder ist gelähmt."
Die ambitionierten Ziele von Metissacana scheiterten jedenfalls an den Profitinteressen des Global Players.