Datenschutz für Professoren-Zensuren
Deutsche Studenten vergeben ihren Professoren im Netz Noten – allerdings sehr zu deren Missfallen. Sie haben nun den Datenschutzbeauftragten eingeschalten.
Bei Zensuren hört der Spaß auf. Was für die Schule gilt, stimmt auch für Universitäten. Und zwar nicht für Schüler und Studenten, sondern offenbar auch für den Lehrkörper.
Weil Studenten deutscher Hochschulen auf der Website meinprof.de ihren Professoren teils deftige und unverblümte Noten geben, haben diese den Berliner Datenschutzbeauftragten eingeschalten.
Verstoß gegen das Persönlichkeitsrecht?
Seiner Ansicht nach verstößt die Seite gegen das Persönlichkeitsrecht. Die Professoren würden sich allgemein öffentlich diskriminiert fühlen.
Die Dozenten wehren sich etwa gegen Bewertungen wie "ein mieser Pickel" oder "Da ist ein Vertretungslehrer in einer Berufsschule für Maurer kompetenter".
Professoren-Bewertung auch in Österreich
Auch in Österreich gibt es mit Meinprof.at eine Website, auf der Studenten ihre Professoren bewerten können.
- Meinprof.de
- Meinprof.at
- Die besten und schlechtesten Kurse
- Die witzigesten und unwitzigsten Professoren Österreichs
Weltweiter Abruf
Ein weiterer Kritikpunkt sei, dass jeder weltweit ohne Nachweis, wer er sei, die Daten abrufen könne, so der Datenschutzbeauftragte und fordert Änderungen.
Die Betreiber sollen Dozenten benachrichtigen, bevor sie diese in eine Rangliste aufnehmen, und auch ihr Veto akzeptieren. Zudem sollten sich Nutzer registrieren, bevor sie die Listen einsehen können.
Freie Meinungsäußerung
Für die ehrenamtlich arbeitenden Studenten wäre das aber ein nicht zu bewältigender Mehraufwand, nicht zuletzt auch wegen der Kosten. Ihr Anwalt findet die Meinungsfreiheit als zu gering bewertet.
Was die Studenten eingeben würde, sei ihre Meinung, keine Tatsachenbehauptung. Er als Dozent finde das Projekt toll - und vertrete die Studenten deshalb kostenlos.
Inzwischen werde das Büro überflutet mit Beschwerden einzelner Professoren, so einer der Website-Betreiber. Die Technische Hochschule Aachen und die Fachhochschule Darmstadt hätten gleich geschlossen Widerstand angekündigt.
Wettbewerb auch für Professoren
Meinprof.de wolle in erster Linie den Austausch zwischen Studenten verkürzen, so die Betreiber. Zudem könne es einfach nicht sein, dass im Zeitalter von Studiengebühren, Eliteunis und allgemeinem Wettbewerbsdruck unmotivierte Dozenten unterrichteten.
Die Studenten selbst halten es für legitim, den Wettbewerb, dem sie sich zunehmend ausgesetzt sehen, auch auf die Professoren auszudehnen.
Täglich geben auf Meinprof.de laut einem Mitglied im Durchschnitt hundert Studenten ihre Bewertungen ab. Derzeit sind mehr als 24.000 Professoren aufgelistet.
(dpa)