Sundt übergibt TA-Chefsessel

23.05.2006

Heinz Sundt, langjähriger Generaldirektor der Telekom Austria, gibt mit der heutigen Hauptversammlung den Vorstandsvorsitz an Boris Nemsic ab. Sundt, der sich viele Jahre lang gegen seine Ablöse gewehrt hat, übergibt die Telekom Austria [TA] mit Rekordzahlen.

Ein erheblicher Teil des Erfolgs der TA-Gruppe kommt allerdings aus der Mobilfunktochter mobilkom austria.

Chef der mobilkom austria ist Sundts "Ziehsohn" und Nachfolger Nemsic, der mit der mobilkom stark nach Osteuropa expandierte.

Sundt wird TA-Konsulent für Serbien

Sundt bleibt der TA jedoch erhalten: als Konsulent für den geplanten Einstieg in Serbien. In diesem Zusammenhang äußerte sich Sundt heute positiv: "Wir sind zuversichtlich, dass wir in Serbien erfolgreich sein werden", sagte er auf der Hauptversammlung, mit deren Ende er an Nemsic übergibt.

"Ich habe mir die Entscheidung nicht leicht gemacht". Mit diesen Worten kommentierte Sundt Anfang des Jahre seinen Rücktritt.

Der Umsatz der TA erhöhte sich im Vorjahr um 7,9 Prozent auf 4,377 Mrd. Euro, der Nettogewinn wuchs um 83,5 Prozent auf 417,1 Mio. Euro.

Jahrelang auf dem Schleudersitz

Sundts Posten galt seit Jahren als Schleudersitz. Noch im Dezember 2005 hatte sich Sundt mit allen Mitteln gegen die aus Eigentümerkreisen verbreiteten Ablösespekulationen zur Wehr gesetzt. Vor allem mit dem Finanzministerium hegte Sundt einen fortwährenden Konflikt.

Bereits im Jahr 2001 hatte es massive Differenzen zwischen Sundt und dem damaligen ÖIAG-Vorstand und TA-Aufsichtsratsvorsitzenden Johannes Ditz gegeben. Sundt ging aus dieser Personaldiskussion als Sieger hervor, schließlich musste Ditz selbst das Handtuch werfen.

Im Jahr 2000 hatte sich Sundt auch klar gegen den damaligen Börsengang seines Unternehmens ausgesprochen - ein Umstand, den ihm Finanzmister Karl-Heinz Grasser noch heute vorhalten soll.

Zuletzt hatten Debatten über die neue Struktur der Telekom Austria [TA] das Verhältnis von Sundt zum Eigentümer zusätzlich belastet.

Lang "geplanter" Abschied

2004 war Sundts Mandat dann entgegen allen anders lautenden Mutmaßungen per April 2005 neuerlich verlängert worden - allerdings nur für zwei Jahre und mit der Klausel, dass ein Jahr vor Auslaufen des Vertrags im April 2007, sprich im Frühjahr 2006, feststehen sollte, ob Sundts Mandat neuerlich verlängert wird oder nicht.

Unter diesem Vorwand hatten ÖIAG und Finanzminister schon seit Herbst 2005 auf den Machtwechsel in der TA hingearbeitet.

Rosen vom ÖIAG-Vorstand

TA-Aufsichtsratsvorsitzender und ÖIAG-Vorstand Peter Michaelis dankte Sundt heute für seine Tätigkeit im TA-Konzern. Sundt habe eine "klare und visionäre Strategie umgesetzt und einen Erfolgskurs beschritten" und sich als "Restrukturierer und Wachstumsumsetzer" bewiesen.

Sundt sei "nicht immer gerade ein einfacher Verhandler", daher aber auch ein "Garant für eine hohe Zielerreichung" gewesen. Nemsic und dessen Stellvertreter Rudolf Fischer könnten auf einer "soliden Grundlage" aufsetzen.

(APA)