Einigung im Mobtel-Streit

Serbien
01.03.2006

Der Streit um den serbischen Mobilfunker Mobtel scheint beigelegt: Die Mobtel wird liquidiert, eine noch zu gründende Nachfolgefirma wird zum Verkauf ausgeschrieben.

Der serbische Staat hat sich mit den österreichischen Eigentümern der serbischen Mobilfunkfirma Mobtel, der die Funklizenz entzogen wurde, auf die weitere Vorgangsweise geeinigt.

Bis Ende März soll die Ausschreibung für den Verkauf einer neu zu gründenden Mobtel-Nachfolgefirma und einer Mobilfunklizenz beschlossen werden.

Das internationale Bieterverfahren soll im April starten, der Käufer bis Jahresmitte feststehen, kündigte der serbische Finanzminister am Dienstag in einer Pressekonferenz an, an der auch Infrastrukturminister Hubert Gorbach [BZÖ] und der österreichische Investor Martin Schlaff teilnahmen.

Die Nachfolgefirma wird zu 70 Prozent der serbischen Post und zu 30 Prozent Schlaff gehören. Schlaff soll zudem bis Ende März die fälligen Dividenden von 2,1 Mrd. Dinar [23,9 Mio. Euro] auszahlen. Der Gründungsvertrag soll in zwei bis drei Wochen unterzeichnet werden.

Nachfolgefirma wird zu 100 Prozent verkauft

Die serbische Regierung will bis Ende März einen Beschluss über den Verkauf von 100 Prozent der Nachfolgefirma, der das gesamte Mobtel-Eigentum inklusive Netz und Kunden übertragen werden soll, und der Mobilfunklizenz fassen.

Serbien geht dabei von einem Ausgangspreis für die Nachfolgefirma von 700 Mio. Euro aus. 85 Prozent der Verkaufssumme sollen dem serbischen Staat zufließen, 15 Prozent gehen an Schlaff. Der von Interessenten im Zuge der Ausschreibung gebotene Kaufpreis soll sich zu 40 Prozent auf die Funklizenz und zu 60 Prozent auf die Firma beziehen.

Die Einigung wird auch allen wechselseitigen Klagen ein Ende setzen. Gleich mit der Unterzeichnung des Gründungsvertrages würden alle Klagen rückgängig gemacht werden, verkündeten serbische Regierungsvertreter. Die Verfahren gegen den früheren Mobtel-Mehrheitseigentümer Bogoljub Karic gehen jedoch weiter.

Mobilkom bleibt im Rennen

Für die Mobilfunk-Tochter der börsennotierten Telekom Austria [TA], die mobilkom austria, scheinen damit die Chancen auf einen Markteinstieg in Serbien weiter intakt.

Gorbach sagte, dass er auf einen Erfolg der mobilkom in Serbien hoffe. TA-Mobilfunkvorstand und mobilkom-Chef Boris Nemsic gab sich "zuversichtlich", dass die Aussichten auf einen Einstieg in Serbien genauso gut wie zu Beginn seien. Allerdings muss sich die mobilkom beim Verkauf auch internationalen Bewerbern stellen.

Schlaff zeigte sich ebenfalls nicht unzufrieden mit der neuen Lösung, die Verhandlungen seien wie bei einem "englischen Fußballspiel - hart, aber nicht unfair" - gewesen.

Die Mobtel befindet sich seit 2005 mehrheitlich im Besitz der österreichischen Investoren Schlaff, Josef Taus und Herbert Cordt. Die serbische Regierung hatte Ende Dezember 2005 den Entzug der Funklizenz für die Mobtel beschlossen.

Den Anlass lieferte ein zwei Jahre zuvor abgeschlossenes Geschäftsabkommen mit dem kosovarischen Geschäftsmann Ekrem Luka. Die österreichischen Investoren hatten im Vorjahr die Mehrheitsanteile an Mobtel in der Absicht erworben, den Einstieg der TA-Tochter mobilkom vorzubereiten.

(futurezone | APA)