Erholung der Telekom-Branche erst 2003
Die europäische Telekom-Branche, auf deren Schultern rund 247 Mrd. Euro Schulden lasten, wird sich erst 2003 wieder erholen, meint der Telekom-Experte Georg Serentschy.
Das Jahr 2002 werde hingegen noch unter dem Zeichen der Restrukturierung stehen, sagte der Geschäftsführer von Arthur D. Little Österreich. Für die nächsten zwölf bis 18 Monate seien daher auch keine nennenswerten Fusionen oder Akquisitionen von großen Telekom-Firmen zu erwarten.
Bei einem möglichen Verkauf der Telekom Austria [TA] sieht Serentschy daher eher Finanzinvestoren als große "Telcos" als Interessenten.
"Die großen Telekom-Unternehmen wie Deutsche Telekom oder France Telecom sind für eine große Übernahme derzeit viel zu sehr mit Aufräumarbeiten auf den eigenen Baustellen beschäftigt", ist Serentschy überzeugt.

Internationale Venture Capitalists
Dazu komme die angespannte Finanzlage, die derzeit nur engen Raum für finanzielle Engagements lasse. Wahrscheinlicher sei daher eine Übernahme der Telekom Austria - sollte diese wirklich demnächst verkauft werden - durch internationale Venture Capitalists.
Ein Preis von 16 Euro pro TA-Aktie - wie er von der Telecom Italia im April 1997 für den Viertelanteil an der TA bezahlt wurde - sei in Zeiten wie diesen aber "unrealistisch", ist Serentschy überzeugt.
Branche wird sich gesundschrumpfen
"Finanzinvestoren werden den Telekom-Markt in den nächsten Monaten von kranken Unternehmen befreien, indem sie leere Hüllen aufkaufen und zu neuen Einheiten zusammenfügen", stellte Serentschy fest. Telekom-Unternehmen auf der anderen Seite werden sich laut Serentschy von nicht lebensfähigen Geschäftsfeldern trennen und über die Hereinnahme von Finanzinvestoren, die frisches Kapital bringen, "gesundschrumpfen".
Teilen und schneller entscheiden
Einer der Wege aus der Telekom-Krise sei auch die Teilung der Telekoms in die Bereiche Infrastruktur sowie Produkte und Services, meint Serentschy. Dadurch könnten Unternehmen flexibler reagieren. Weiters müssten Entscheidungsprozesse in Unternehmen verkürzt werden: "Neue Produkte müssen den Endkunden schneller erreichen als bisher", so der Telekom-Experte.
Genau genommen befinde sich die Telekommunikation aber keineswegs in einer Krise: "Telekom-Leistungen sind derzeit so gefragt wie nie. In eine massive Krise sind hingegen unrealistische Versprechungen und ungezügeltes Wachstum geraten", betonte Serentschy.