Der steinige Weg zur eigenen Suche
Die von Deutschland und Frankreich beschlossene europäische Google-Konkurrenz "Quaero" kommt nicht recht in die Gänge. In Deutschland lässt die Unterstützung seitens der Industrie noch auf sich warten, die Suchmaschine soll aber Anfang 2007 starten.
Im April 2005 hatte der deutsch-französische Ministerrat in Paris beschlossen, gegen die Vormachtstellung von Google eine europäische Suchmaschine mit dem Namen "Quaero" aufzubauen. Die Entwicklung des ehrgeizigen Projekts scheint aber ins Stocken zu geraten.
Anders als in Frankreich, wo die neu gegründete Agentur für industrielle Innovation [AII] als Hauptverantwortlicher eingesetzt wurde, ist es in Deutschland noch nicht gelungen, für Quaero ein schlagkräftiges Firmenkonsortium zusammenzubekommen.
Google will kooperieren
Die Google-Chefs betonten zuletzt, dass eine europäische Suchmaschine nicht in Konkurrenz zu Google entstehen müsse.
Kein Interesse bei Deutscher Telekom
So will etwa die Deutsche Telekom, zunächst als möglicher Referenzpartner genannt, nicht an dem Projekt mitarbeiten. Suchmaschinen gehörten nicht zum "Kerngeschäft", heißt es dazu aus der Unternehmenszentrale in Bonn.
Bertelsmann prüft immerhin, sich in kleinerem Maßstab über die Arvato-Tochter Empolis zu beteiligen. Gesucht wird aber noch ein Führungskonzern, wobei in der Presse nun teilweise über Siemens spekuliert wird. Laut Wirtschaftsministerium werden zurzeit noch Gespräche "auf Arbeitsebene" mit möglichen Partnern geführt. Einen Zeitplan gibt es nicht.
Damit könnte der von Frankreich angestrebte Starttermin Anfang 2007 trotz Unterstützung von Branchenriesen wie Thomson und France Telecom wackeln. Die technischen Herausforderungen sind jedenfalls enorm. Denn Quaero soll nicht nur Texte finden, sondern auch Fotos sowie Audio- und Videodateien detailliert verschlagworten und zugänglich machen.
Yahoo will nicht Erster sein
Die Geschäftsführung von Yahoo hat sich offenbar damit abgefunden, im Kampf gegen Google den ewigen zweiten Platz zu belegen.
Frankreich bleibt optimistisch
Basis soll dabei das französische Suchprogramm Exalead werden, das vom Wirtschaftsmagazin "Business Week" zu einer der drei besten Suchmaschinen der Welt gekürt wurde.
Exalead hat bisher vier Milliarden Websites verschlagwortet. Das ist rund die Hälfte von Google. Doch schon bis Juli wolle Exalead mit dem US-Konkurrenten gleichziehen, sagt Firmenchef Francois Bourdoncle selbstbewusst: "Wir werden besser als Google in der Lage sein, Multimedia-Recherchen zu ermöglichen."
Damit Quaero Google & Co Paroli bieten kann, müsste Europa eine deutlich bessere Suchqualität bieten. Die Franzosen lassen sich angesichts des notwendigen technologischen Kraftaktes und der zähen Entwicklung in Deutschland aber nicht entmutigen und wollen laut Innovationsagentur "demnächst" die Eckdaten für das Projekt veröffentlichen.
(futurezone | AFP)
