27.08.2001

IFA BERLIN

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Killerapplikation DVD-Recorder

Die DVD [Digital Versatile Disc] ist drauf und dran, das Speichermedium des Jahrzehnts zu werden.

Getrieben sowohl von Film- als auch PC-Industrie, hat sich die Zahl der verkauften DVD-Player und DVD-Laufwerke in Riesenschritten erhöht. Neuester Trend sind DVD-Recorder - beinahe jeder Unterhaltungselektronik-Konzern stellte ein Modell auf der Internationalen Funkausstellung [IFA] in Berlin vor. Die IFA findet alle zwei Jahre statt und ist die weltweit größte Messe dieser Branche.

2,8 Mio. Player zu Jahresende in Deutschland

Derzeit sind bereits 3.500 Spielfilme auf Scheibe verfügbar, bis zum Jahresende soll die Zahl auf über 4.000 anwachsen. Billigplayer sind teilweise bereits unter der 3.000-ATS-Marke zu haben.

Die Nachfrage nach DVD-Playern ist weiterhin sehr hoch. Zum Jahresende würden allein in Deutschland 2,8 Millionen DVD-Player in den privaten Haushalten installiert sein, teilte die DVD-Arbeitsgemeinschaft mit. "Damit ergibt sich allein in diesem Jahr nahezu eine Verdreifachung der Haushalte mit DVD-Playern", heißt es.

Der japanische Sony-Konzern rechnet bis 2002 weltweit mit rund 100 Millionen verkaufter DVDs. "Die DVD ist die Killer-Applikation", sagte Masakaru Sonoda, Chef der Sony-Homevideo-Sparte, auf der Funkausstellung. Der Elektronikkonzern Pioneer sieht für DVD-Player in diesem Jahr ein Marktvolumen von 25 Millionen Geräte.

Der niederländische Elektronikriese Philips steckt ebenfalls mittendrin im DVD-Boom. Allein bei DVD-Playern habe das Unternehmen ein Wachstum von 60 Prozent erzielt, sagte Deutschland-Chef Hans-Joachim Kamp auf der IFA. "Dabei sind es sowohl die DVD-Spieler selbst, die für einen hohen Umsatz sorgen, als auch die verwandten Bereiche wie Breitbild-TV und das Segment Home-Cinema, die vom DVD-Boom profitieren." Das Unternehmen erwarte in diesem Jahr einen Absatz von 1,4 Millionen DVDs allein in Deutschland. "Der Verkauf unserer DVD-Player kompensiert mittlerweile problemlos den Rückgang bei den Videorecordern", so Kamp.

DVD-Recorder von allen Herstellern

Frischer Trend auf der IFA sind DVD-Recorder. Alle grossßen Hersteller wollen noch im Herbst DVD-Recorder auf den Markt bringen; einzig das Gerät von Philips ist ab sofort erhältlich. Für rund 2.000 Euro kann das Gerät je nach Aufnahmequalität Videos mit einer Länge zwischen ein und vier Stunden speichern.

Formatstreit noch nicht ausgestanden

Philips ist Mitglied der DVD+RW-Allianz, der auch Hewlett-Packard, Mitsubishi Chemical/Verbatim, Ricoh, Sony, Thomson und Yamaha angehören. Seit kurzem ist auch der weltgrößte PC-Hersteller Dell Mitglied der Allianz.

"Wir sind überzeugt, dass sich DVD+RW als Standard für wieder beschreibbare DVDs durchsetzen wird", so Thomas L. Pratt, Storage Technologist bei Dell, im Gespräch mit der FutureZone.

Der Markt für DVD-Recorder hat sich nicht zuletzt auch dadurch verzögert, dass sich die Hersteller nicht auf ein einziges Format einigen konnten. Der Formate gibt es viele - DVD-RAM, DVD-R, DVD-RW und DVD+RW. Jedoch nur die DVD-R [ein Mal beschreibbar] und DVD+RW [mehrfach bespielbar] können auch von herkömmlichen DVD-Abspielgeräten gelesen werden.

Letzteres sei allerdings von untergeordneter Bedeutung, meinte Walter Wendt, Sprecher von Panasonic und damit DVD-RAM-Verfechter, zur FutureZone. Eine Studie hätte ergeben, dass beispielsweise herkömmliche VHS-Bänder nur von neun Prozent der Leute aktiv mit Freunden ausgetauscht würden. Eine ähnliche Konstellation sei daher auch bei beschreibbaren DVDs zu erwarten.

Filmindustrie missbilligt Digitalkopien

Probleme dürften aber nicht nur auf die Hersteller nicht kompatibler DVD-Schreiber zukommen, sondern auch auf die Filmindustrie.

Der Hamburger Urheberrechtsexperte Jan Scharringhausen erwartet einen "Schneeballeffekt" bei der Filmpiraterie, auch wenn bespielbare DVD-Rohlinge derzeit mit etwa 350 ATS nicht viel billiger sind als bespielte Scheiben.

Die Industrie ist bemüht, den Raubkopierern mit technischen Finessen das Kopieren schwer zu machen. Jeder DVD-Film ist mit einem Kopierschutz ausgerüstet. Doch vor zwei Jahren gelang es dem damals 16-jährigen norwegischen Schüler Jon Johansen erstmals, mit einem selbst gebastelten Programm den weit verbreiteten DVD-Schutz zu überlisten.

"Die Programme zur Umgehung des Kopierschutzes werden immer besser, und es gibt immer mehr Leute, die das beherrschen", stellt Scharringhausen fest. Rechtlich ist der Bereich eine Grauzone - denn das Urheberrecht erlaubt es Privatpersonen, von Datenträgern Sicherheitskopien für den Eigengebrauch anzulegen. Nur die Weitergabe ist verboten.