Gewinnwarnungs-Massaker in den USA
Dell, Hewlett-Packard, Novell und Nortel haben nach US-Börsenschluss ihre Gewinnprognosen teils drastisch gesenkt.
Begründet wurde das mit der Konjunktur in den USA, die sich nach Angaben einiger der Unternehmen deutlicher als erwartet abkühlt und sinkende Verbraucherausgaben nach sich zieht.
Ein gemischtes Bild boten die von Dell, HP und Novell vorgelegten Quartalszahlen, die zum Teil über, zum Teil aber auch unter den Prognosen der Analysten lagen.
Die Aktienkurse der vier Unternehmen gaben im nachbörslichen Handel ohne Ausnahme nach. Auch die Börse in Tokio und der frühe Handel auf dem Neuen Markt in Frankfurt wurde durch die Nachrichten belastet.
Der Nasdaq-Future, der Anhaltspunkte für die Eröffnungstendenz der US-Technologiebörse gibt, lag am Freitagmorgen [MEZ] fast zwei Prozent im Minus. Am Donnerstag hatte der Nasdaq-Index noch 2,5 Prozent zugelegt, was auf dem Markt mit positiven Prognosen und Nachrichten von High-Tech-Firmen begründet worden war. Erst vor einem Monat hatten Gateway, DoubleClick und HP ihre Geschäftserwartungen für das laufende Quartal zurückgeschraubt.

Ausweitung des Stellenabbaus
Der weltweit führende Anbieter von Glasfaserausrüstung, Nortel Networks, nahm seine Erwartungen an den Umsatz- und Ergebniszuwachs für das Gesamtjahr auf 15 Prozent zurück.
Noch im Jänner waren 30 Prozent in Aussicht gestellt worden. Zudem teilte der Konzern mit, im laufenden Quartal einen Verlust je Aktie von vier Cents sowie einen Umsatz von 6,3 Milliarden USD [6,9 Mrd. Euro] zu erwarten.
Analysten hatten mit einem Gewinn von 16 Cents und einem Umsatz von 8,1 Milliarden USD gerechnet.
Außerdem soll die Belegschaft um insgesamt 10.000 Beschäftigte reduziert werden. Allerdings sind bereits 6.000 dieser Stellen abgebaut.

Analysten auf dem Holzweg
HP teilte mit, man sei mit den aktuellen Gewinnprognosen der Analysten für 2001 nicht einverstanden. Eigene Planzahlen nannte HP aber nicht.
Analysten erwarten ein Ergebnis je Aktie von 1,70 USD nach 1,73 USD im Jahr 2000.
HP erklärte zudem, der Reingewinn im ersten Quartal sei auf Pro-forma-Basis und vor Sonderposten auf Grund eines Umsatzrückgangs auf dem US-Markt um 98 Millionen auf 727 Millionen USD oder 37 Cents je Aktie gefallen.
Analysten hatten dieses Ergebnis erwartet, nachdem HP zuletzt seine Gewinnerwartung mit Verweis auf die konjunkturelle Abkühlung auf 35 bis 40 von zuvor 44 Cents gesenkt hatte.

PC-Absatzflaute
Der weltweit zweitgrößte Computerkonzern Dell steigerte im abgelaufenen Quartal seinen Reingewinn vor Einmalbelastungen im Vergleich zur Vorjahresperiode um 16 Prozent auf 508 Millionen USD oder 18 Cents je Aktie. Analysten hatten indes 19 Cents vorausgesagt.
Für das laufende Quartal rechnet der Konzern mit einem Ergebnis je Aktie von 17 Cents und einem Umsatz von rund acht Milliarden USD. Experten hatten bisher einen Gewinn je Aktie von 19 Cents sowie einen Umsatz von 8,45 Milliarden USD prognostiziert.
Dell kündigte zudem an, 1.700 seiner 40.200 Vollzeitstellen zu streichen.

Umsatzeinbruch
Beim Softwarehersteller Novell hieß es, für 2001 werde ein Ergebnis von 17 bis 18 Cents je Aktie erwartet, nach 55 Cents im Vorjahr.
Als Umsatzziel für 2001 wurde rund eine Milliarde USD nach 1,16 Milliarden USD im Jahr 2000 genannt.
Im abgelaufenen Quartal übertraf Novell indes mit einem Ergebnis je Aktie von einem Cent die Erwartungen von Analysten, die mit einem ausgeglichenen Ergebnis gerechnet hatten.
Der Umsatz von 316 Millionen USD lag den weiteren Angaben zufolge 22 Prozent unter dem Wert des ersten Quartals 2000 und neun Prozent unter dem des Vorquartals.