03.11.2000

NACHWEHEN.AT

Bildquelle:

Enttäuschung über kurze UMTS-Auktion

Lange Gesichter und ein wenig Aufregung über angebliche verbotene Absprachen unter den sechs Bewerbern gab es nach dem schnellen Ende der österreichischen UMTS-Auktion.

Die Auktion der UMTS-Lizenzen war gestern Abend nach nur zwei Tagen und 16 Runden - 14 im ersten Abschnitt und zwei im zweiten Abschnitt - mit einem Erlös von 11,443 Milliarden ATS [832 Mio Euro] beendet worden. Die nun kürzeste UMTS-Auktion in Europa bringt damit weniger Einnahmen als von der Regierung erhofft.

Noch in diesem Frühjahr waren Einnahmen von 30 bis 40 Milliarden ATS als möglich erachtet worden, jedenfalls hatte sich die Regierung deutlich mehr als die Mindestsumme von 10,15 Mrd. ATS erwartet. Alle sechs Bieter haben eine Lizenz erworben.

Die Bieter waren Mobilkom Austria,

max.mobil, One [Connect Austria Gesellschaft für Telekommunikation GmbH], tele.ring [mit der Mannesmann 3G Mobilfunk GmbH], Telefonica 3G Mobile Telecommunications GmbH] und Hutchison.

Pro Kopf bedeuten die 11,443 Milliarden ATS umgelegt auf rund 8,1 Millionen Einwohnern einen Preis von 102,67 Euro.

Damit bleibt Österreich weit hinter Deutschland, wo 610 Euro pro Kopf gezahlt wurden, zurück. Bislang war die Lizenzvergabe in Italien, die nach nur drei Tagen zu Ende war und mit 23 Milliarden DM nur etwas mehr als die Hälfte des erwarteten Erlöses brachte, die kürzeste Auktion.

Knalleffekt schon im ersten Auktions-Abschnitt

Mit einem Knalleffekt endete bereits der erste UMTS-Auktionsabschnitt für die "großen", gepaarten Frequenzen der dritten Mobilfunkgeneration [2x5 Mhz]: Nach nur eineinhalb Tagen wurde die Versteigerung heute bei Höchstgeboten von insgesamt 9,691 Mrd. S [704 Mio. Euro] beendet.

In der 14. und letzten Runde des ersten Abschnitts hatten alle sechs Bieter Höchstgebote für je zwei der zwölf Frequenzpakete gelegt. Damit erhält jeder Bieter eine der begehrten Lizenzen.

Die Bieter zeigten sich in einer ersten Reaktion erleichtert, Infrastrukturminister Michael Schmid hingegen ist vom Ergebnis der Auktion enttäuscht. Er habe immer vor allzugroßen Erwartungen gewarnt, das bisherige Zwischenergebnis sei aber dennoch wenig zufriedenstellend.

Am Vormittag stundenlange Verzögerung

Die Telekom Control setzte das Verfahren heute mehrere Stunden lang aus. Es sei nicht auszuschließen, dass es zwischen Bietern verbotene Absprachen gegeben habe, sagte Behördensprecher Stefan Bernhardt.

Österreichische UMTS-Auktion ein Flop?

Der stockende Verlauf deutete bereits darauf hin, dass die Versteigerung ein rasches Ende finden könnte.

Der erste Auktionsabschnitt hat lediglich eine bescheidene Steigerung der summierten Höchstgebote um etwas mehr als eine Milliarde Schilling erbracht.

Runde eins startete mit Höchstgeboten von insgesamt 8,5 Milliarden Schilling [620 Mio. Euro], in Runde 14 war mit 9,691 Mrd. ATS bereits der Gipfel erreicht.

Experten hatten bereits im Vorfeld eine niedrige Endsumme erwartet. In Deutschland wurden vergleichsweise 700 Mrd. S [50,9 Mrd. Euro] eingenommen, in Großbritannien 522 Mrd. S, in Italien 164 Mrd. S und in den Niederlanden 37 Mrd. S.

Die sechs Bieter haben damit für die

sechs Lizenzen zu bezahlen: 3G Mobile/Telefonica 1,616 Mrd. ATS, Connect [One] 1,652 Mrd. ATS, Hutchison 3G 1,563 Mrd. ATS, max.mobil 1,643 Mrd. ATS, Mannesmann 3G/tele.ring 1,557 Mrd. ATS und die Mobilkom Austria 1,660 Mrd. ATS. Den Bietern werden die Lizenzen nach Angaben der Telekom Control per Bescheid binnen zwei Wochen zugesprochen. Als neue Anbieter steigen die spanische Telefonica und Hutchison mit multimedia-fähigen UMTS-Netzen in den österreichischen Markt ein.

Konsequenter Preisverfall der Frequenzen

Wie ein historischer Rückblick zeigt, sind die zwölf UMTS-Frequenzbänder sogar billiger als dereinst die GSM-Lizenzen.

Die Mobilkom hatte allein für ein GSM-Frequenzband für eine Maximalkapazität von 900.000 Teilnehmern vier Milliarden Schilling bezahlt.

Auch max.mobil musste dafür noch vier Milliarden Schilling hinblättern, während Connect Austria [One] für ein Frequenzband mit einer Kapazität von bis zu 2,5 Millionen Kunden nur mehr 2,3 Milliarden Schilling bezahlen musste.

Bereits das ergibt in Summe 10,3 Milliarden Schilling und damit deutlich mehr als das Endergebnis des ersten UMTS-Auktionabschnitts.

Die Auktion fand in den Wiener Ringstraßengalerien

statt. Versteigert wurde zwischen 9.00 und 18.00 Uhr. Die Abgabe der Gebote durch die sechs Bieter erfolgte per PC. Das Mindestgebot für alle 17 Frequenzen - zwölf im ersten und fünf im zweiten Abschnitt - liegt bei 10,15 Mrd. ATS. Die Auktion wurde im Mehrrundenverfahrens mit zwei Abschnitten abgewickelt.

"Presse"-Bericht über Intervention von Grasser

Die "Presse" berichtet in ihrer heutigen Ausgabe von Gerüchten, denen zufolge Finanzminister Karl Heinz Grasser bei Boris Nemsic als Chef der - noch mehrheitlich dem österreichischen Staat gehörenden - Mobilkom interveniert haben, um die Auktion noch einmal in Gang zu bringen.

Gerüchte über verbotene Absprachen

Laut "Presse" ging es bei den langen Diskussionen der Telekom Control Kommission [TCK] um das heiße Thema Absprache. Für Wirbel könnte auch ein Bericht der Zeitung gesorgt haben. Darin war ein - namentlich nicht genannter - Siemens-Mitarbeiter mit der Formulierung zitiert worden: "Wenn das nicht nach Absprache aussieht."

Der Konzern wurde am Freitag mit Anfragen, ob es sich dabei um die offizielle Siemens-Meinung handle, bombardiert. Der Siemens-Vertreter hatte aber ausschließlich seine private Ansicht deponiert, so die Zeitung.

"So wie die Auktion abgelaufen ist, gab es keine offensichtlichen Hinweise auf Absprachen", sagte der Telekom-Experte des Wirtschaftsforschungsinstitutes [Wifo], Hannes Leo. Er sprach von einer "inneren Logik", die für die Ergebnisse spreche. Das Auktionsergebnis sei angesichts der Bieterkonstellation erwartet worden, so Leo.