Telekom Austria bereitet sich auf Börsegang vor
Die Telekom Austria [TA] hat sich mit einer Fitnesskur auf den Börsegang vorbereitet und wird in den kommenden Monaten vor allem personalmäßig stark abspecken.
Heuer wird die Gruppe, zu der neben dem Festnetzbereich auch die Mobilfunkgesellschaft Mobilkom Austria, der Internet-Anbieter jet2web und der Datendienstleister Datakom gehören, vor allem auf Grund der außerordentlichen Aufwendungen durch die Personalmaßnahmen laut Generaldirektor Heinz Sundt nach Steuern negativ bilanzieren, 2001 soll aber bereits ein positives Jahresergebnis erzielt werden.
Die Zeichnungsfrist für die TA-Aktie soll am Donnerstag dieser Woche anlaufen, am 21. November soll die Aktie erstmals an den Börsen Wien und New York notieren.
Mitarbeiterabbau
Mit Hilfe eines Sozialplans soll die TA-Mitarbeiterzahl bis 2003
von 15.100 auf rund 10.000 sinken, was die TA 3,5 Mrd. ATS kostet.
Ab November werden dabei alle TA-Mitarbeiter, die zu 80 Prozent
Beamte sind, mit Ausnahme des Vorstands in die neu gegründete
Telekom Austria Personalmanagement GmbH, eine 100-prozentige Tochter
der TA, ausgegliedert.

"Schlüsselkräfte" retour
10.000 davon werden als "Schlüsselkräfte" wieder in die TA eingebracht, wobei ihnen angeboten wird, in den ASVG-Status zu wechseln. Dadurch soll es zu einer deutlichen Verschiebung der Beamten-Angestellten-Struktur kommen.
Für die restlichen 5.000 Mitarbeiter gibt es mehrere Maßnahmen. Für jene Mitarbeiter, die 2001 und 2002 das 55. Lebensjahr erreichen, - nach Aussagen des Vorstands rund 1.000 - wird es einen Sozialplan geben. Für einen weiteren Teil der Mitarbeiter wird es über sogenannte "Golden Handshakes" großzügige Abfertigungsregelungen geben. Einige sollen auch umgeschult und in neuen TA-Unternehmensbereichen eingearbeitet, andere wiederum an Drittunternehmen "outgesourct" werden.
Mehr Umsatz, mehr Verlust
Die Telekom Austria-Gruppe hat im ersten Halbjahr 22 Mill. Euro [303 Mill. ATS] Verlust verbucht. Der Umsatz stieg um 4 Prozent auf 1,9 Mrd. Euro, das Betriebsergebnis vor Abschreibungen [EBITDA] sank um 24 Prozent auf 606 Mill. Euro. Das operative Ergebnis sank von 280 Mill. Euro auf 88 Mill. Euro.
Strategische Neuausrichtung
Ende Juni hat die TA eine strategische Neuausrichtung gestartet und ihre Internet-Aktivitäten unter der Dachmarke jet2web gebündelt. Im Zuge der Neupositionierung wurde die vormalige Internet-Tochter Highway 194 [A-Online] in die neu gegründete Internet-Gesellschaft jet2web.net GmbH übergeführt, an der der ORF 2,5 Prozent hält.
Zur Verstärkung des Internet-Bereichs hat die TA im Sommer um 3 Mrd. S den größten tschechischen Internet-Service-Provider Czech On Line zu 100 Prozent gekauft. In Kroatien ist die TA über die Mobilkom-Tochter VIPnet im Mobilfunkmarkt präsent.
Marktanteil 85 Prozent
Der Ex-Monopolist hat es trotz verschärften Wettbewerbs geschafft, in ihren Unternehmensbereichen auch nach der Telekom-Liberalisierung Marktführer zu bleiben. Im Festnetzbereich liegt der TA-Marktanteil derzeit bei rund 85 Prozent, die Mobilkom Austria ist im Mobilfunkbereich mit 53 Prozent Marktanteil in der Pole-Position. A-Online ist mit 25 Prozent Marktführer unter den Internet-Providern. Auch die Datakom dominiert mit 55 Prozent Marktanteil den Markt für Datendienste.
UMTS wird teuer
Der TA stehen in nächster Zeit große Investitionen bevor. Die Mobilkom Austria etwa rittert ab Donnerstag mit fünf weiteren Bietern um eine der kostspieligen UMTS-Mobilfunklizenzen. Aus dem bestehenden Backbone-Netz soll längerfristig mit Investitionen von 5 bis 8 Mrd. S ein Breitband-Netz werden.
Derzeit steht die TA zu 74,9 Prozent im Eigentum der ÖIAG und damit der Republik Österreich, 25 Prozent und eine Aktie gehören der Telecom Italia.