"Millennium Edition" von Windows
Microsoft bringt morgen die neue Version des Betriebssystems Windows auf den Markt. Das System löst Windows 98 ab und ist vor allem für private Nutzer gedacht. Im Vergleich zum Vorgänger ist das neue Betriebssystem nach Angaben von Microsoft besser vor Abstürzen geschützt und leichter zu bedienen. Allerdings baut "Windows ME" auf der gleichen Technologie wie Windows 98 auf. Einen tief greifenden Wechsel plant Microsoft erst mit dem für 2001 geplanten System "Windows.NET".
Erste Tests von verkaufsfertigen Vorabversionen zeigen, dass es technisch gegenüber den Vorgängerversionen keine grundsätzlichen Neuerungen gibt. Allerdings wurde die Wiedergabe digitaler Unterhaltungsmedien von Audio-CD bis Digital-Video unter einer gemeinsamen Oberfläche des Media Player zusammengefasst und die Bedien-Oberfläche insgesamt einer Renovierung unterzogen.
DOS oder nicht DOS
Die augenfälligste Neuerung ist der scheinbare Abschied vom alten
Betriebssystem DOS. Computer lassen sich nicht mehr im DOS-Modus
starten, und es gibt keine Möglichkeit mehr, DOS statt der
grafischen Oberfläche von Windows zu verwenden. Tatsächlich werkelt
DOS weiterhin munter in Windows ME, ist aber für den Anwender nicht
mehr erreichbar. Die Konsequenzen sind besonders für Besitzer
älterer Computer einschneidend: DOS-Spiele lassen sich nicht mehr
starten, und auch Hardwarekomponenten, die ein DOS-Programm zum
Zusammenspiel mit dem Betriebssystem benötigen, gehören unter
Windows ME endgültig zum alten Eisen. Allerdings können viele alte
DOS-Programme weiterhin in einer DOS-Box gestartet werden, die
Windows separat zur Verfügung stellt.

Business as usual
Keinerlei Spuren hat das noch nicht rechtskräftige Urteil im US-Kartellverfahren gegen Microsoft bei Windows ME hinterlassen.
Windows ME wird trotz anders lautenden Richterspruchs zusammen mit der neuesten Version des Internet Explorer vertrieben, der zudem lizenzierte Microsoft-Programme automatisch auf die neueste Version aktualisiert. Besonders dürften sich weniger versierte Computernutzer über einen Sicherheitsmechanismus freuen, der in der Lage ist, ein beschädigtes Betriebssystem in gewissen Grenzen automatisch wiederherzustellen.
Nicht beseitigt wurde in vorab verfügbaren Versionen indes eine Reihe teilweise seit Jahren bekannter Sicherheitslücken. Immerhin wird der Internet Explorer in der Grundeinstellung mit der höchsten Sicherheitsstufe installiert, was vor allem unerfahrene Anwender vor den gröbsten Risiken bewahrt.
Vor Installation alle wichtigen Daten sichern
Die neue Windows-Version wird künftig in den meisten neuen
Computer zu finden sein. Wer sie in einem bestehenden Computer
nutzen möchte, sollte vor der Installation alle wichtigen Daten
sichern und die Festplatte komplett löschen. Zwar ist auch eine
Installation über ein bestehendes Altsystem hinweg möglich, dabei
werden jedoch fehlerhafte Einstellungen nicht nachhaltig korrigiert.
Windows ME bietet auch eine Deinstallations-Option und die
Wiederherstellung der Altkonfiguration an. Im Praxistest wurde
tatsächlich eine alte Windows-Installation lauffähig
wiederhergestellt, die indes nicht der Ausgangskonfiguration
entsprach. Zudem wurden lange Dateinamen rigoros gekappt, sodass die
dazugehörigen Dateien nicht mehr unter ihrem ursprünglichen Namen
auffindbar waren.

Auf Windows ME folgt "Whistler"
Microsoft arbeitet derweil bereits am ME-Nachfolger, der intern den Codenamen "Whistler" trägt. Eine erste Vorabversion soll ausgesuchten Partnerfirmen von Microsoft bereits zugänglich sein.
Mit "Whistler" will Microsoft Windows auch als System für Handhelds, MP3-Player und Mobiltelefone fit machen. Das "Wall Street Journal" berichtete jüngst, Microsoft ziele zudem auf das lukrative Geschäft mit Set-Top-Boxen für das digitale Fernsehen.