15.08.2000

BRANCHEN-TREFF

Bildquelle: popkomm

Musik- und Netzindustrie gegen MP3

Teile der Netzbranche und die Musikindustrie üben kurz vor der diesjährigen Popkomm in Köln [17. bis 19. August] den gemeinsamen Schulterschluss.

"AOL wird alles tun, um Musikpiraterie zu verfolgen", verspricht Klaus Täubrich, Vizepräsident von AOL Deutschland. "Wir verstehen das als Aufgabe einer erfolgreichen Partnerschaft."

Die Kooperation bei der Abwehr der Piraterie sei das wichtigste, unterstreicht auch Martin Schaefer, Geschäftsführer des Bundesverbandes der Phonographischen Wirtschaft. "Alles andere entsteht zwangsläufig."

Legal soll cool werden

Ziel der Musikindustrie ist es, ein attraktives legales Angebot bieten: "Wenn wir dem Konsumenten Atmosphäre verkaufen, sind wir die ersten Ansprechpartner, nicht die Illegalen", glaubt Gerd Gebhard, Präsident von Warner Music.

Den Vorwurf, dass die Branche die Entwicklung eventuell verschlafen habe, will Gebhard so nicht stehen lassen. "Wir spielen mit den Möglichkeiten und testen viele Sachen. Wenn es ernst wird, können wir loslegen."

Aber er räumt auch ein: "Natürlich waren wir alle überrascht und haben vor allem die kriminelle Energie unterschätzt." Aber noch seien die kreative Leistung des Künstlern und der Ertrag nicht geschützt, meint Gebhard. "Weil die Dinge wie etwa das Kopieren möglich sind, glauben einige Leute, es sei legal."

Galle hoch

Ein deutscher Musiker, der schon letztes Jahr zur Popkomm gegen illegale Kopien im Netz gewettert hatte, kommt auch dieses Jahr wieder richtig in Fahrt: Smudo, Kopf der Fantastische Vier, kommt "die Galle hoch", wenn er an die illegalen Musikanbieter im Internet denkt, die Songs einfach "klauen".

Er schimpft, es gebe genug "Sozialromantiker", die Chuck D. und "seiner pseudo- anarchistischen Meinung" zujubeln. Wunderbar findet Smudo da den Kampf von Metallica gegen die Internet-Tauschbörse Napster.

"Dass Metallica das nicht wegen des Geldes macht, sondern dass man sich künstlerisch betrogen fühlt, weil man nicht als blödes Sammelbildchen hin- und hergetauscht werden will, das will keiner transportieren. "Nicht das Internet ist die Bedrohung, sondern das Dilemma, dass sich Musik momentan nicht wirksam schützen lässt."