Buchindustrie im digitalen Umbruch
Der größte Verlag der USA, Random House, ist in das Geschäft mit elektronischen Büchern eingestiegen.
Das Bertelsmann-Tochterunternehmen teilte in New York mit, es habe eine neue Abteilung namens AtRandom gegründet, die ab Anfang 2001 in einem ersten Schritt 20 Belletristik- und Sachbuchtitel ins Netz stellen werde.
Die Texte könnten nach Bezahlung heruntergeladen und auf Wunsch ausgedruckt werden. Im Buchhandel sollen sie nicht verkauft werden. Zudem will Random House hundert Werke der klassischen Literatur ins Internet stellen.
Auf der Liste der 20 elektronischen Exklusiv-Titel stehen Biografien der Sängerin Björk und des US-Notenbankchefs Alan Greenspan sowie Texte bekannter US-Journalisten.
Auch "Print on Demand"
Random House gab auch bekannt, dass ein weiterer Schwerpunkt von
AtRandom dem Bereich "Print on Demand" gelten wird. Durch die
Digitalisierung der Buchproduktion ist es dabei möglich, Bücher auf
Bestellung und auch als Einzelexemplare zu drucken. Die Bücher seien
dann in konventionellen Buchläden oder über E-Tailer wie Amazon
erhältlich. Random House ist der zweite große Verleger mit einem
solchen Projekt - nach Time Warner, das im Mai seine
Internet-Tochter iPublish.com gestartet hat.


Schwarze Zahlen für Stephen King
"The Plant", das jüngste Online-Experiment von Stephen King, ist eigenen Angaben des Bestsellerautors zufolge ein voller Erfolg.
Wie King auf seiner Website bekannt gab, schreibe er nur eine Woche nach Veröffentlichung des ersten Kapitels bereits schwarze Zahlen.
Den Angaben nach wurde das erste Kapitel bisher über 150.000 Mal abgerufen. Rund 116.000 Leser erfüllten Kings Forderung nach einem Dollar entweder gleich durch Zahlung per Kreditkarte oder sagten zu, einen Scheck über diesen Betrag einzusenden. Von diesen 116 000 hätten 93 200 bereits gezahlt, hieß es weiter.
King teilte mit, dass er weiter an dem Buch schreiben und es über das Internet herausgeben werde, solange wenigstens drei von vier Lesern das Herunterladen eines Kapitels bezahlten.
Weitere neun bis zehn Kapitel
King hat bereits jetzt alle Unkosten für die
Online-Veröffentlichung von "The Plant" ausgeglichen. Zu den
Ausgaben in der Höhe von 124.150 Dollar gehörten unter anderem zwei
Anzeigen, eine in dem Massenblatt "USA Today" und die andere in der
Fachzeitschrift "Publishers Weekly". Auf seiner Webseite stellt der
geschäftstüchtige Schriftsteller weitere neun bis zehn Kapitel des
Buches in Aussicht. Das Nächste soll noch im August abrufbar sein.
King rechnet mit rund 1,67 Millionen Abrufen.

Verluste für Barnes & Noble
Der Online-Buchhändler Barnesandnoble.com hat Branchenanalysten mit einem unerwartet großen Verlust im zweiten Quartal enttäuscht.
Der Fehlbetrag habe sich auf 39,9 [Vorjahr 22] Mill. Dollar [43,2 Mill. Euro] entsprechend 27 (17) Cent je Aktie ausgeweitet, teilte die Internet-Tochter des Buchhändlers Barnes & Noble gestern Abend nach Börsenschluss mit. Analysten hatten bei einer Reuters-Umfrage durchschnittlich mit 18 Cent Verlust je Aktie gerechnet.
Barnesandnoble verwies auf gestiegene Kosten, die das Ergebnis beeinträchtigt hätten, und voraussichtlich auch im Gesamtjahr zu einer Verlustsumme über den bisherigen Erwartungen führen würden.

Libro verhandelt mit Verlagen
Im Streit um die Buchpreisbindung ist zwischen Libro und seinen Kontrahenten, Verlage und Großhändler in Deutschland und Österreich, vorübergehend Ruhe eingekehrt.
Man arbeite derzeit gemeinsam an Konzepten für günstigere Buchpreise, ließ Libro-Chef Andre Rettberg heute wissen. Diskutiert wird die Möglichkeit von Rabatten auch in Deutschland, von Sonderauflagen gefragter Bücher sowie die Herausnahme einzelner Buchkategorien aus der Preisbindung.
Es hätten bereits Gespräche mit einzelnen Verlagen stattgefunden, so Rettberg, einige Punkte müssten auch mit dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels verhandelt werden.
Es sei denkbar, dass man mit einzelnen Verlagen zu jeweils speziellen Übereinkommen finde. Das Verfahren der EU-Kommission in Brüssel, die die Beschwerde von Libro gegen den Lieferboykott deutscher Verlage prüft, sei davon nicht betroffen.
Piper und Aufbau Verlag als Hauptkontrahenten
Bis auf den Berliner Aufbau Verlag haben laut Rettberg nach dem
Ende der 20-Prozent-Diskontaktion von Libro auf Bestseller im
Online-Buchhandel in Deutschland alle Verlage und Großhändler ihren
Lieferstopp abgebrochen. Umgekehrt seien die von Libro verfügten
Anträge auf einstweilige Verfügung gegen den Lieferboykott
ausgesetzt. Gegen den Aufbau Verlag habe man eine
Schadensersatzklage in Millionenhöhe eingebracht. Verhandlungstermin
ist der 15. August. An einer Klage gegen den Münchner Piper Verlag
werde derzeit noch gearbeitet, so Rettberg. Auch wenn das Wort
Musterprozess von den Gerichten nicht gern gehört werde, solle in
diesem Prozess exemplarisch geklärt werden, ob der
grenzüberschreitende Online-Buchhandel der nationalen Preisbindung
unterliege, die seit 1. Juli 2000 die grenzüberschreitende
Buchpreisbindung zwischen Deutschland und Österreich abgelöst hat.
Wie schnell eine Klärung in dieser Frage herbeigeführt werde, hänge
davon ab, ob ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs [EuGH] nötig
sei. "Wir werden entsprechenden Druck machen," kündigte Rettberg an.
