Kleinere Internet-Anbieter in Gefahr
Der scheidende ISPA-Generalsekretär Kurt Einzinger hat davor gewarnt, dass die Deregulierung des Breitbandmarkts in Städten zu einem Provider-Sterben führen könne.
Der österreichische Internet-Provider-Verband ISPA habe in den vergangenen Jahren dazu beigetragen, dass das Internet auch hierzulande als Wirtschaftsgröße anerkannt werde, sagte der scheidende Generalsekretär der 1997 gegründeten Interessengemeinschaft im APA-Gespräch. In puncto Wettbewerb und Regulierung habe die ISPA aber wenig erreicht. Der seiner Ansicht nach unterentwickelte Wettbewerb auf dem Breitbandmarkt sei die Folge einer schwachen Regulierung.
"Die Telekom Austria konnte mit der Kontrolle über den Zugang zum Festnetz ihre dominante Position ausbauen", resümierte Einzinger. Das habe zu einem "eindeutigen" Rückgang mittlerer und großer alternativer Internet-Anbieter geführt. Seit der Einführung von ADSL habe sich das Provider-Sterben noch verstärkt. Kritik übte Einzinger erneut an der Rücknahme der Regulierung des Breitbandmarkts im städtischen Bereich. Dadurch würden kleinere Provider aus dem Markt gedrängt. Kleine Dienstleister könnten aber ohnehin nur überleben, wenn sie neben Breitband noch Zusatzservices anbieten.
Regierung soll Wachstum stützen
Von der nächsten Regierung wünscht sich Einzinger, dass sie sich stärker der Internet- und Kommunikationstechnologie [IKT] annimmt und Anliegen der Branche tatsächlich durchsetzt. Besonders wichtig sei es, das Wachstum im Breitbandbereich anzukurbeln.
"Die Festnetzinfrastruktur ist ein wichtiges Gut und soll in österreichischer Hand bleiben", so Einzinger. Das mobile Internet UMTS und die schnellere HSDPA-Variante würden das herkömmliche Breitband-Internet nicht verdrängen. Deshalb werde auch das Festnetz nicht sterben, meinte Einzinger, der die ISPA Ende Oktober nach acht Jahren an ihrer Spitze verlässt. Künftig wird er sich "im Bereich Internet" selbstständig machen.
Data Retention steht in Frage
In puncto EU-Richtlinie zur Vorratsdatenspeicherung [Data-Retention], die alle Mitgliedsstaaten dazu verpflichtet, Verkehrsdaten aus Telefonnetzen und dem Internet mindestens sechs Monate zu speichern, hofft der scheidende ISPA-Chef, dass "Österreich nicht zu den Ersten" gehört, die diese umsetzen. "Je mehr Daten man speichert und hortet, desto anfälliger ist man", sagte Einzinger in Anspielung auf den kürzlich bekanntgewordenen Datendiebstahl bei der Deutschen Telekom. Eine europäische Diskussion über die Richtlinie wäre nun wünschenswert.
Im Falle einer tatsächlichen Umsetzung der Richtlinie fordere die ISPA eine Kostenregelung. Nicht nur für die Investition in technische Vorrichtungen, sondern auch pro Anfrage wollen die Provider dann eine Kostenrückerstattung - damit die Behörden nicht wahllos Daten abfragen. Eine klare Regelung urgiert Einzinger auch beim Umgang mit urheberrechtlich geschützten Produkten im World Wide Web.
(APA)