10.05.2005

HALBLEITER

Sony auf dem Weg zum Chip-Giganten

Mit der Einführung der PlayStation 3 bringt Sony nicht nur eine neue Spielkonsole auf den Markt, sondern markiert auch den Anfang einer neuen Prozessor-Ära.

Seit 2001 arbeitet und forscht SCE [Sony Computer Entertainment] gemeinsam mit IBM an dem "Cell-Prozessor", der nicht nur Herz der neuen Spielkonsole wird, sondern auch in Servern, Home-Entertainment-Geräten, Handhelds und Grafikrechnern zum Einsatz kommen soll.

Im Gegensatz zur herkömmlichen Chip-Konkurrenz - Intel und AMD - bedienen sich Sony und IBM eines gänzlich neuen Ansatzes. Neben einer neu designten Prozessoreinheit finden im Chip noch bis zu acht Recheneinheiten Platz, die Spezialfunktionen übernehmen. Darüber hinaus können die Prozessoren relativ einfach zu großen Verbünden zusammengeschaltet werden.

Taktraten von 5,2 Gigahertz

Prototypen des Cell versprechen ausreichend Leistung: Im Labor wurden Taktraten von 5,2 Gigahertz erreicht - mehr als bei Intels Pentium 4 - und eine hohe Gesamtperformance von 256 Giga-FLOPs. Das entspricht dem 15fachen der Pentium-4-Leistung.

Gleichzeitig ist der Chip nicht größer als die der Konkurrenz und kann von einem kleinen Kühlkörper samt Lüfter gekühlt werden.

Zusammen mit der mit Hochdruck entwickelten neuen Chiparchitektur - allein bei IBM arbeiten einige hundert Techniker am Cell-Chip - wurde auch ein neues Konzept zur Verbindung mit der Peripherie ausgearbeitet. Die Architektur heißt "FlexIO", erlaubt einen höheren Datendurchsatz als bei derzeitigen High-End-Servern und wurde von Rambus entwickelt.

Massive Änderung der Chip-Landschaft

Marktbeobachter erwarten eine Umschichtung in der traditionellen Halbleiter-Landschaft. Immerhin bringt ein Weltkonzern einen Chip auf den Markt, der nicht nur leistungsmäßig über herkömmlichen Prozessoren liegt, sondern gleichzeitig nicht auf veraltete Prozessortechnologie zurückgreifen muss.

Geht die Rechnung von SCE auf, könnte sich Sony in den nächsten Jahren zu einem der wichtigsten Halbleiterhersteller entwickeln.