Verkauf der PC-Sparte von IBM wackelt
Der Widerstand der US-Behörden gegen den Verkauf der PC-Sparte von IBM an den größten chinesischen Produzenten Lenovo gefährdet die Übernahme nun akut.
IBM verhandelt nun schon seit Wochen mit den Behörden über Zugeständnisse. Kommt es zu keiner Einigung, könnten die Behörden durch Kündigung ihrer Bezugsverträge IBM schwer treffen, zumal Big Blue ein Hauptlieferant der US-Behörden ist.
Um die offenbar gravierenden Sicherheitsbedenken - Stichwort: Spionage - auszuräumen, habe IBM vorgeschlagen, Gebäude in gemeinsam genutzten Büroanlagen zu versiegeln oder die Namen von US-Behördenkunden zurückzuhalten, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg.
Auch in der letzten, dreistündigen Gesprächsrunde wurde keine Entscheidung erreicht.
Weder IBM noch Lenovo wollten den Bericht kommentieren.
Mitglieder des für ausländische Investitionen in den USA zuständigen Komitees [CFIUS] befürchten, Mitarbeiter von Lenovo würden benutzt, um Industriespionage zu betreiben. Das CFIUS besteht aus elf US-Behörden, unter anderem aus dem Verteidigungsministerium und dem Ministerium für Heimatschutz. Das Finanzministerium hat den Vorsitz.

Kaufpreis neu diskutiert
Die Börse geht jedenfalls schon davon aus, dass die US-Behörden die Lieferverträge für PCs nicht im bisherigen Ausmaß aufrechterhalten werden.
"Wenn die US-Regierung beschließt, nicht mehr bei IBM zu kaufen, müssen sie entweder den Preis für die Übernahme überdenken oder sogar die Gelegenheit ergreifen, um von dem Geschäft zurückzutreten", sagte Analyst Joseph Ho von DBS Vickers.
Marvin Lo von BNP Paribas ergänzte, es sei nicht davon auszugehen, dass die US-Behörden weiterhin IBM-PCs beziehen würden, wenn die Sparte in die Hände eines ausländischen Unternehmens gerate. "Natürlich kann Lenovo das als Vorwand heranziehen, um einen niedrigeren Kaufpreis zu erkämpfen", sagte Lo.
Allgemein geht man davon aus, dass Lenovo in der Folge von Zugeständnissen IBMs bessere Konditionen beim auf 1,25 Mrd. Dollar [943 Mio. Euro] taxierten Kauf der PC-Sparte aushandeln oder sogar Argumente für einen Ausstieg aus der Kaufvereinbarung bekommen könnte.
Diese Aussichten verhalfen den zuletzt schwer angeschlagenen Lenovo-Aktien in Hongkong zu einem Plus von 3,4 Prozent auf 2,275 Hongkong-Dollar [0,22 Euro].
