Von der "Nie-Card" zur "E-Card"
Seit Montag läuft der Testbetrieb in einer burgenländischen Arztpraxis, bis Ende 2005 sollen alle acht Millionen Österreicher ihre grüne Plastikkarte [zehn Euro Jahresgebühr] in Händen haben.
Das Projekt "Elektronischer Krankenschein" ist nach jahrelangen Verzögerungen und einem kompletten Neustart nun endlich in der Zielgeraden.
"Die E-Card ist live", so Josef Kandlhofer vom Hauptverband der Sozialversicherungsträger, der zusammen mit der Ärztekammer, Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat [ÖVP] und Sozialminister Herbert Haupt [FPÖ] am Mittwoch den offiziellen Startschuss für die Karte gab.
Als nächster Schritt ist die Vernetzung aller Ärzte und Labors geplant, um die digitale Übermittlung von Befunden flächendeckend möglich zu machen.

2.700 Patienten testen seit Montag
Rund 2.700 Patienten des burgenländischen Arztes Milan Kornfeind
testen in Trausdorf und Oslip die ersten E-Cards. Im Februar 2005
sollen weitere Ordinationen in den Bezirken Eisenstadt/Umgebung,
Rust und Neusiedl dazustoßen.

VPN-Leitungen für Arztpraxen
12.000 Arztpraxen in ganz Österreich müssen nun mit der E-Card-Infrastruktur ausgestattet werden. Technische Partner sind dabei die Telekom Austria und die UTA, die auch schon die erste Testpraxis mit einer Breitband-Datenleitung versorgt hat.
Über ein Virtual Private Network werden die Patientendaten mit einer Übertragungsgeschwindigkeit von 1.024/256 KBit/s zwischen Arzt und dem Rechenzentrum der Sozialversicherung transportiert. Zudem müssen ein Kartenlesegerät und ein Adapter in der Arztpraxis installiert werden.
Auf der E-Card selbst sind Name, Geburtsdatum, Sozialversicherungsnummer, Geschlecht und Benutzergruppen-Kennzeichen gespeichert, auf der Rückseite befinden sich die Auslandskrankenschein-Daten.
Medizinische Notfalldaten [chronische Krankheiten, Allergien etc.] können auf Wunsch integriert werden.
Das Auslesen ist nur in Kombination mit einer Ärztekarte, die mit der elektronischen Signatur versehen ist, möglich.
E-Card auch als Bürgerkarte nutzbar
Auch die Integration der elektronischen Signatur auf der E-Card
ist möglich. Kandlhofer glaubt, dass die Karte dadurch der
E-Government-Nuzung "Flügel verleihen" wird.

Ärztenetzwerk zum Befundaustausch
Die Krankengeschichte des Patienten wird weiterhin nur lokal bei den Ärzten gespeichtert, eine zentrale Datenbank ist wegen der damit verbundenen Sicherheitsrisiken nicht geplant.
Doch bei Bedarf sollen die Ärzte nach vorheriger Einwilligung des Patienten über ein eigenes Ärztenetzwerk auf die Befunde und Arztbriefe anderer Ärzte zugreifen können.
So könnte sich der Zahnarzt vor einer notwendigen OP beim praktischen Arzt über Unverträglichkeiten des Patienten informieren oder der praktische Arzt den digitalen Röntgenbefund des Facharztes einsehen.
Während die E-Card-Vorbereitung in allen Praxen verpflichtend ist, ist die Teilnahme an einem solchen Ärztenetz jedoch optional.