Linux-Umstieg in Wien und München
Wien und München werden beim Umstieg auf Linux eng zusammenarbeiten, auch wenn die Migration jeweils in anderen Schritten vollzogen wird.
Dies erklärten Wilhelm Hoegner, EDV-Chef der Stadt München und Erwin Gillich, dessen Magistrats-Pendant gestern in Wien.
Während sich München noch bedeckt hielt, schloss Wien dabei eine eigene Linux-Distribution dezidiert nicht aus. Ob die nun "Wienux" heißen werde oder anders, so weit sei man mit den Überlegungen aber noch nicht.
Auch die Entwicklung eines eigenen "Behörden-Desktops" gemeinsam mit München und anderen Städten sei durchaus denkbar, so Gillich weiter.
Auf jeden Fall strebe Wien an, möglichst unabhängig von einem Hersteller agieren zu können. Die Voraussetzungen dafür biete zum Beispiel die Distribution Debian.
Der kurzfristige Stopp der Auschreibung der ersten Tranche des Linux-Umstiegs in München wurde wieder aufgehoben. Grund waren vermutete Risiken, die durch EU-Software-Patente entstehen könnten, sowie der medienwirksame Wirbel, den die dubiose Firma SCO veranstaltet hatte. Der Punkt "Kernkomponenten" könne bereits guten Gewissens abgehakt werden, sagte der Münchner EDV-Chef. Das entsprechende Rechtsgutachten liege bereits vor.

"Gnade des Nicht-Umstellen-Müssens"
"Im Unterschied zu München stehen wir nicht unter Zeitdruck", sagte Gillich, der sich auch optimistisch zeigte, was die Annäherung von MS-Windows und Linux betrifft: "In jedem Jahr, das wir gewinnen, wird der Umstieg leichter sein."
Dies betreffe zum beispiel auch die momentan nur mit Windows-Applikationen ansprechbaren Schnittstellen zu SAP.
"Die große Gnade des Nicht-Umstellen-Müssens" des mit Windows 2000 noch einigermaßen zukunftssicheren Systems in Wien waltet über München nicht.
"Um das NT 4.0 noch irgendwie konservieren zu können", werde bis zum Abschluss der Umstellung 2008 je nach Dringlichkeit migriert, sagte der EDV-Leiter der Stadt München.
Das Akronym "BSA"
Die Pressekonferenz fand - spaßigerweise - in den Räumlichkeiten
des Bundes Sozialdemokratischer Akademiker [BSA] statt. Das Akronym
BSA steht weltweit freilich für die "Business Software Alliance",
eine Lobbygroup, die Microsoft dominiert.
