ENUM bringt Telefon und Netz zusammen
Die Verbindung von Internet-Sprachtelefonie mit dem herkömmlichen Telefonnetz ist seit langem ein Wunschtraum der Voice-over-IP-Verfechter. Electronic Number Mapping [ENUM] ist der entsprechende Standard dazu; in Österreich wurde nun ein großer Schritt in diese Richtung unternommen.
Die Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH [RTR-GmbH] hat mit enum.at einen Vertrag zum Betrieb von österreichischen ENUM-Domains abgeschlossen. Damit wird die Einführung kommerzieller ENUM-basierter Internetdienste in Österreich ermöglicht.
Electronic Number Mapping [ENUM] ist ein international genormter Internetstandard, der weltweit jeder Telefonnummer eine eindeutige ENUM-Domain zuordnet. ENUM führt damit das bisherige Telefonnetz mit dem IP-basierten Internet zusammen.
"Isoliert bestehende 'VoIP-Inseln' im Internet können auf dieser Basis zusammenwachsen und auch von Teilnehmern im Telefonnetz erreicht werden, die mit ihrem Telefon keine Internetadressen 'wählen' können", so Georg Serentschy, Geschäftsführer der RTR-GmbH.
So verbirgt sich beispielsweise hinter der ENUM-Domain 7.7.2.4.1.3.4.e164.arpa der Zentrale Informatikdienst der Uni Wien mit der Telefonnummer +4314277. 3.4.e164.arpa ist dabei die österreichische ENUM-Domain.

Eine Nummer für SMS, Telefon und E-Mail
VoIP ermöglicht derzeit zwar Verbindungen zwischen IP-Endgeräten [PC oder eigene VoIP-Geräte] und über Gateways zu PSTN-Endgeräten [klassisches Telefon], der Rückruf zu IP-Endgeräten ist derzeit jedoch nur beschränkt möglich.
Mit ENUM können jedoch auch IP-Endgeräte erreicht werden, und zwar sowohl vom Internet wie auch vom Festnetz aus, wobei die Umsetzung in den VoIP-Gateways erfolgt.
Noch im Herbst - angepeilt ist November - soll es dazu erste Angebote von Telekombetreibern bzw. Internet Service Providern [ISPs] geben, hoffen sowohl die RTR als auch enum.at.
Für den Kunden ändert sich vordergründig wenig. Wie gewohnt wählt er eine Telefonnummer, die dann im ENUM-DNS abgefragt wird. Ist ein Eintrag vorhanden, wird der Anruf über IP weitergeleitet, ansonsten kommt die gewohnte Telefonleitung zum Zug.
Neu ist, dass die Telefonnummer auch in die Adresszeile eines E-Mails eingegeben werden kann. Für die Kontaktaufnahme mit Firmen oder Personen bedarf es also nur mehr einer Nummer, mit der Einführung der Rufnummernportabilität im Mobilfunk kann dies auch eine Handynummer sein.
Als Anwendungen sind derzeit der Abruf von Public Keys und Zertifikaten, Ortsangaben [z.B. GPS-Koordinaten für Navigationssysteme], Presence Services, Texttelefone für Behinderte, Chat, Video Conferencing oder MMS im Gespräch.

Der zwischen der RTR-GmbH und enum.at GmbH abgeschlossene Vertrag delegiert Registrierung und Verwaltung der österreichischen ENUM-Domains, befristet bis Ende 2007, an die enum.at GmbH. Danach ist eine Neuausschreibung möglich.

"Endgültige Rufnummernportabilität"
Robert Schischka, Geschäftsführer von enum.at, erwartet sich durch ENUM einen deutlichen Schub für die Internet-Telefonie.
"ENUM erlaubt eine einzige Nummer für verschiedenste Kommunikationsdienste zu verwenden - egal ob man telefoniert, faxt, mailt, chattet oder eine Nachricht auf der Voicemail-Box hinterlassen will. Man erreicht den Empfänger unter ein und derselben Nummer", so Schischka.
"Die Forcierung von ENUM wird sicher einen ökonomischen Druck auf die Telekombetreiber erzeugen", meint Michael Haberler, Vorstand der Internet Privatstiftung Austria [IPA], 100-prozentige Mutter von enum.at.
Mittelfristig werde es zu einer Verschiebung von Umsatzanteilen kommen und eine fixe Zugangsgebühr die variablen Gesprächskosten ablösen. "ENUM ist so etwas wie die endgültige Rufnummernportabilität und ermöglicht auch das Unterlaufen von Roaminggebühren", so Haberler.
