Party mit implantierten Funkchips
Die US-Firma Applied Digital Solutions [ADS] ist seit Jahren mit zunehmender Verzweiflung auf der Suche nach Einsatzmöglichkeiten für ihre Funkchip-Implantate [RFID]. Jetzt dient der "VeriChip" in einem spanischen Club als Zahlungsmittel.
In Barcelonas "Baja Beach Club" wird VIPs ein Service der besonderen Art angeboten. Weil zu viel Ballast beim Tanzen behindert, können sich Stammgäste einen RFID-Chip [Radio Frequency Identification] mit Kreditkartenfunktion implantieren lassen. Bezahlt wird dann durch ein einfaches Winken vor einem Scanner.
Jeden Dienstag ist im Baja Beach Club Chip-Tag, wo man sich von einer "Schwester" den "VeriChip" von ADS mit einer Spritze unter die Haut injizieren lassen kann. An welchem Körperteil man den Chip implantiert haben will, bleibt einem selbst überlassen.
Der Chip sitzt in einer dünnen Glaskapsel mit integrierter Antenne, die persönliche Daten, die auf dem Chip gespeichert sind, an einen Receiver weiterschicken kann.

Chip statt Kreditkarte
ADS-Chef Scott Silverman kann sich nach eigenen Worten
vorstellen, dass die Implantate Kreditkarten ablösen.
MasterCard-Vizepräsident Art Kranzley sagte zuletzt, man überlege
den Einsatz von Schlüsselanhängern bzw. die Integration in
Füllfedern oder Ohrringe. Auch ein Implantat unter der Haut kann
sich Kranzley vorstellen.

Vor zwei Jahren freigegeben
"VeriChip" wurde erst vor zwei Jahren von der Food and Drug Administration [FDA] freigegeben. Die Freigabe des Chips erfolgte allerdings mit der Einschränkung, dass keine medizinischen Daten gespeichert werden dürfen.
Doch auch ohne medizinische Daten bietet das Implantat einige Einsatzmöglichkeiten, die bei Datenschützern wohl wenig Begeisterung hervorrufen werden.
So können beispielsweise Zugangscodes für sicherheitssensible Unternehmensbereiche gespeichert werden.
Möglich wäre auch ein Einsatz bei Gefängnisinsassen oder Kindern, die über ihre jeweilige ID-Nummer ständig überwacht und im Falle eines Ausbruchs bzw. einer Entführung schnell aufgefunden werden könnten.

"Cyborg-Familie" als Werbeträger
Nur wenige Wochen bevor die US-Gesundheitsbehörde den Chip erlaubte, hatte ADS eine Familie gefunden, die sich als Werbetool für den VeriChip einsetzen lassen wollte.
Die "Cyborg-Familie" schien als Werbeträger ideal: Vor allem Sohn Derek zeigte sich "begeistert von der neuen Technologie". Als er davon zum ersten Mal hörte, soll er gesagt haben: "Mom, ich möchte der erste Bub sein, der den Chip eingepflanzt bekommt."
Mit dem Verbot von Speicherung medizinischer Daten machte die US-Gesundheitsbehörde ADS jedoch einen Strich durch die Rechnung.
Daraufhin hat sich ADS eine drastische Rüge von der FDA eingefangen, weil das Unternehmen weiterhin die potenziell lukrative, aber verbotene Anwendung bewarb.
