SAP vor milliardenschwerer Übernahme

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08.10.2007

SAP will für 4,8 Milliarden Euro den französisch-amerikanischen Software-Anbieter Business Objects übernehmen. Das wäre der größte Zukauf in der Geschichte des deutschen Software-Hauses.

Darüber hinaus bedeutet das Geschäft auch eine Abkehr von der bisheren Strategie, sich anders als Erzrivale Oracle auf ein Wachstum aus eigener Kraft zu konzentrieren.

Verwaltungsrat stimmt zu

Der Verwaltungsrat der an der Euronext in Paris sowie der NASDAQ in New York börsennotierten Business Objects unterstütze die Offerte über 42 Euro je Aktie, teilte SAP am Sonntagabend mit. Das Angebot liegt 20 Prozent über dem Schlusskurs von Business Objects am Freitag.

"Der Preis ist aus strategischer Perspektive angemessen", sagte SAP-Chef Henning Kagermann. Die voraussichtlich im ersten Quartal 2008 abgeschlossene Übernahme werde das Ergebnis je Aktie im kommenden Jahr zwar um einen mittleren einstelligen Cent-Betrag verwässern. Schon 2009 werde sich die Übernahme aber positiv auf das Ergebnis auswirken.

"Es gibt großartige Synergien", sagte Kagermann, ohne jedoch Zahlen zu nennen. Harte Einschnitte solle es infolge der gemeinsamen Nutzung von Infrastruktur und der Verbindung der Entwicklungs- und Vertriebseinheiten nicht geben. "Beide Unternehmen wachsen schnell und planen die Schaffung neuer Stellen."

Interessanter Kundenstamm

Business Objects ist auf Business-Intelligence-Software spezialisiert, mit der sich große Mengen von Daten auf Trends und Muster hin untersuchen lassen. Die neue Technik macht aber für SAP nicht den alleinigen Reiz des Geschäfts aus. Business Objects zählt 44.000 Kunden - etwas mehr als SAP - und kann den Walldorfern somit beim Erreichen ihres Ziels helfen, bis zum Jahr 2010 die Kundenzahl auf 100.000 zu steigern.

"Mit Business Objects vergrößern wir unseren adressierbaren Markt", sagte Kagermann. Dazu soll auch die Vertriebsmannschaft des zu übernehmenden Unternehmens mit zuletzt 1,25 Milliarden Dollar Jahresumsatz beitragen. Wann SAP und Business Objects ein erstes gemeinsames Produkt herausbringen werden, ließ Kagermann offen.

Oracles Aufholjagd

Der US-Konkurrent Oracle hatte im Bemühen, SAP den Rang abzulaufen, in den vergangenen Jahren für insgesamt 20 Milliarden Dollar Firmen aufgekauft, zuletzt Anfang des Jahres den Business-Objects-Rivalen Hyperion. Aus Sicht von Branchenexperten wird SAP seine Stellung mit Übernahmen wie der jetzt angekündigten aber kaum verteidigen können.

Ob die Übernahme, die in bar und mit Krediten bezahlt werden soll, zustande kommt, hängt nun davon ab, ob SAP mindestens 50,01 Prozent des stimmberechtigten Grundkapitals angedient bekommt. Zudem müssen die französische Börsenaufsicht und das Finanzministerium in Paris dem Geschäft zustimmen.

(Reuters)