09.04.2004

PLAN

Online-Musik soll teurer werden

Online-Musik soll teurer werden, wenn es nach den großen Plattenlabels geht: Sie machen derzeit kaum Gewinn mit ihrem Online-Vertriebsmodell und können bloß ihre Betriebskosten abdecken.

Industrievorstellungen zufolge sollen die Preise pro Song von derzeit 99 US-Cent auf 1,29 bis 2,49 USD angehoben werden. Das neue Preismodell wurde bei einigen Alben bereits umgesetzt.

Experten sind kritisch

Experten stehen der Preiserhöhung kritisch gegenüber. Zwar generieren die Konzerne noch keine Gewinne aus den Online-Verkäufen, es besteht aber die Sorge, dass der junge und fragile Online-Musikmarkt gleich wieder im Keim erstickt wird. "Jetzt kann die Frage nicht lauten: 'Verdienen wir weitere 300.000 USD, wenn wir die Preise um fünf Cent anheben?' Wir sollten lieber sicherstellen, das Wachstum zu fördern", zitiert das Wall Street Journal einen Musikmanager.

Auch Fred Lohmann, Chefanwalt der Electronic Frontier Foundation, ist fassungslos: "99 Cent pro Song ist immer noch zuviel - die Preisstruktur soll vor allem dafür sorgen, dass die CD-Verkäufe nicht kannibalisiert werden. Wenn jemand einen iPod mit Platz für 4.000 Songs hat, soll er dann 4.000 USD ausgeben, um das Gerät zu füllen?"

Die Zahl der online verkauften Songs ist zuletzt rasant gestiegen. Im ersten Quartal 2004 wurden weltweit 25 Millionen Tracks online verkauft - noch im gesamten zweiten Halbjahr 2003 wurden bloss 19,2 Millionen Stück abgesetzt, wie eine Studie von Nielsen Soundscan ergibt.

Die Musikindustrie zögert, über Preispläne öffentlich zu diskutieren und schiebt die Diskussion auf die Distributoren - sie würden die Preise letztendlich bestimmen. "Wir legen unsere Preise dann fest, wenn uns die Gebühren der Plattenlabels vorliegen", kontert hingegen Peter Csathy.