Online-Musik soll teurer werden
Online-Musik soll teurer werden, wenn es nach den großen Plattenlabels geht: Sie machen derzeit kaum Gewinn mit ihrem Online-Vertriebsmodell und können bloß ihre Betriebskosten abdecken.
Industrievorstellungen zufolge sollen die Preise pro Song von derzeit 99 US-Cent auf 1,29 bis 2,49 USD angehoben werden. Das neue Preismodell wurde bei einigen Alben bereits umgesetzt.
Mehr Alben folgen
So kostet etwa die neue CD "Fly or Die" des Hip-Hop-Trios
N.E.R.D. seit kurzem bei allen Online-Stores - von iTunes bis
Napster - zwischen 13,99 und 16,99 USD. Zuvor kosteten gesamte Alben
9,99 USD. Die Industrie will die neue Preispolitik sukzessive auch
bei anderen Alben von Shakira bis Bob Dylan umsetzen.

Experten sind kritisch
Experten stehen der Preiserhöhung kritisch gegenüber. Zwar generieren die Konzerne noch keine Gewinne aus den Online-Verkäufen, es besteht aber die Sorge, dass der junge und fragile Online-Musikmarkt gleich wieder im Keim erstickt wird. "Jetzt kann die Frage nicht lauten: 'Verdienen wir weitere 300.000 USD, wenn wir die Preise um fünf Cent anheben?' Wir sollten lieber sicherstellen, das Wachstum zu fördern", zitiert das Wall Street Journal einen Musikmanager.
Auch Fred Lohmann, Chefanwalt der Electronic Frontier Foundation, ist fassungslos: "99 Cent pro Song ist immer noch zuviel - die Preisstruktur soll vor allem dafür sorgen, dass die CD-Verkäufe nicht kannibalisiert werden. Wenn jemand einen iPod mit Platz für 4.000 Songs hat, soll er dann 4.000 USD ausgeben, um das Gerät zu füllen?"
Die Zahl der online verkauften Songs ist zuletzt rasant gestiegen. Im ersten Quartal 2004 wurden weltweit 25 Millionen Tracks online verkauft - noch im gesamten zweiten Halbjahr 2003 wurden bloss 19,2 Millionen Stück abgesetzt, wie eine Studie von Nielsen Soundscan ergibt.
Experimentierphase der Musikindustrie
"Derzeit ist die Industrie in einer Experimentierphase, was
Preise betrifft", fasst Peter Csathy, Chef des Online-Distributors
Musicmatch, die derzeitige Situation zusammen. Ein exotischer
Vorschlag sieht beispielsweise vor, die komplette Preisstruktur
umzudrehen: Kunden sollen vor allem für alte Songs, die ansonsten
schwer zu finden sind, mehr zahlen.

Die Musikindustrie zögert, über Preispläne öffentlich zu diskutieren und schiebt die Diskussion auf die Distributoren - sie würden die Preise letztendlich bestimmen. "Wir legen unsere Preise dann fest, wenn uns die Gebühren der Plattenlabels vorliegen", kontert hingegen Peter Csathy.