Streit über Wiener Glasfaser-Studie
Die Stadt Wien lässt derzeit den Ausbau der Glasfaserversorgung im Stadtgebiet prüfen.
Eine entsprechende Studie, die herausfinden soll, mit welchem Aufwand Wien mit einem flächendeckenden Glasfasernetz verkabelt sein könnte, soll im ersten Halbjahr 2004 vorliegen.
Dabei sollen bestehende Betreiber wie Telekom Austria und Telekabel in den Prozess eingebunden werden, gab die Rathauskorrespondenz in einer Aussendung bekannt.
Damit widersprach sie einer Meldung des "Standard", die sich auf eine bereits fertig gestellte Studie berief.
Die ISPA [Internet Service Provider Österreich] reagierte verstimmt auf den Vorstoß der Stadt. Sie fordert ihre sofortige Einbindung in die Planung.
Glasfaserkabel-Anschlüsse stehen unter anderem auf der Agenda der im Vorjahr gegründeten österreichischen Breitband-Initiative, für die auch Fördergelder bereitgestellt werden.

ISPA sieht Monopolisierung
Laut ISPA-Präsident Johannes Schwertner wurden die Internet-Service-Provider [ISP] in die Überlegungen nicht einbezogen.
Dadurch bestehe die Gefahr, dass mit Hilfe der gemeindeeigenen Betriebe ein Infrastrukturmonopol aufgebaut werde, das allen Liberalisierungs- und Wettbewerbsanstrengungen zuwiderlaufe, so Schwertner in einer Aussendung.
"Wir begrüßen grundsätzlich, dass die Stadt Wien Aktivitäten im Breitbandbereich setzen will. Wir warnen allerdings vor der Gefahr, mit Geldern der Stadt eine neue Monopol-Infrastruktur zu errichten, welche die bestehenden Infrastrukturen - Telekom Austria, Telekabel, Entbündler - entwertet und die kleinen ISPs aus dem Markt drängt", so Schwertner weiter.
Glasfaser für alle
Die ISPA schlägt einerseits als Lösung vor, dass die Stadt
Infrastruktur errichtet und diese allen Providern zur Verfügung
stellt. Als zweiten Vorschlag sieht die ISPA die Ausschreibung
öffentlicher Fördergelder durch die Stadt, wobei
Glasfasertechnologie und die Einbeziehung der bestehenden Kanal- und
Wienstromnetze Vorbedingung sei.

Gesamtkosten 1,2 Mrd. Euro
Laut "Standard" soll bereits ein fertiges Konzept vorliegen, wonach für 60 Euro monatlich TV, kostenlose Telefonie sowie weitere Angebote geliefert werden könnten. Anschlusskosten und Endgeräte sollen bereits enthalten sein.
Die Gesamtkosten sollen sich auf 1,2 Mrd. Euro belaufen. Ein erster Projektbetrieb 2005 würde 300 Mio. Euro kosten, der Gesamtausbau weitere 900 Mio. Die laufenden Kosten im Endbetrieb sollen 350 Mio. Euro betragen.
Rudolf Mathias vom Presse- und Informationsdienst der Stadt Wien [PID] wollte die genannten Zahlen nicht bestätigen. "Das ist alles in noch in Arbeit", betonte er.
Die Studie, geleitet von Gerhard Weis im Rahmen seines Konsulentenvertrags für die Stadt, sei noch nicht fertig.
Kein Kommentar vom Bürgermeister
Im Büro von Bürgermeister Michael Häupl [SPÖ] wollte man am Donnerstag das Unterfangen nicht kommentieren. Sobald die Studie vorliege, werde man sich selbstverständlich damit auseinander setzen.
Standortfrage für Wien
Für Wien gehe es nicht zuletzt um standortpolitische Interessen. In Wien aber sei zwar ein Glasfasernetz vorhanden, allerdings nur "als Bündel" und noch längst nicht bis zu den Endkunden. "Die derzeitigen Netze sind Kupfernetze, die ihr Limit erreicht haben oder bald erreicht haben werden", so Mathias.