Firmensterben auf dem Biometrie-Markt
Die Prognosen für den weltweiten Biometrie-Markt sind offensichtlich zu optimistisch gewesen, die nach den Anschlägen vom 11. September erwartete Wachstumsexplosion in der Biometrie-Branche blieb bisher aus.
Die in Umlauf befindlichen Zahlen von fast einer Milliarde USD Umsatz weltweit 2003 wiederum beruhten eher auf "lustigen Zählweisen und aufgeblasenen Vorstellungen" denn auf der Realität, sagte die Biometrie-Analystin Maxine C. Most in einem Telefonat am Sonntagnachmittag zur fuzo.
Die von der International Biometric Group genannten weltweiten Umsatzzahlen für biometrische Produkte von fast einer Milliarde USD seien weitaus zu hoch gegriffen. Kein einziges der analysierten Teilsegmente des Biometrie-Markts habe die erwartete Performance bei den Umsätzen auch nur annähernd erbracht, wenn man von kleinen, fokussierten Spezialanbietern absehe, sagte die Biometrie-Analystin aus Boulder, Colorado.

Tollheiten der Dot.com-Blase
Warum der Markt bisher eigentlich nicht abgehoben hat, erklärt Most so: "Märkte heben nicht ab. Märkte werden entwickelt, und dazu sind die führenden US-Anbieter von Biometrie-Produkten allesamt nicht im Stande." Ein Blick in Organisation und Management-Strukturen der größten US-Anbieter Identix, Viisage und Iridian genüge, um alarmiert zu sein.
Wenn der CEO einer Firma von selbst erklärten hundert Millionen Umsatz auf Mini-Trade-Shows auftrete, ein anderes Unternehmen meine, den gerade in dieser Branche extrem wichtigen Posten "Strategisches Marketing" nicht besetzen zu müssen, dann erinnere das verdächtig an die Tollheiten der Dot.com-Blase, so Most weiter.
Und wenn bei einem großen Anbieter wie Iridian 2003 mehrere Monate lang nicht feststehe, wer nun eigentlich CEO sei, dann spreche das ebenfalls für sich.

Eingehen wie die Fliegen
Für 2004 sagt Most denn voraus, dass wenigstens einer der drei angeführten US-Biometrie-Anbieter in große Schwierigkeiten geraten werde. Der Biometrie-Markt werde sich vom Volumen her 2004 verdoppeln, wobei Most die echten Umsätze mit Biometrie-Produkten und Dienstleistungen 2003 irgendwo zwischen 240 und 400 Millionen USD weltweit schätzt.
Wer 2005 die Nase vorn haben werde, der komme gerade recht, um vom Anziehen des Marktes zu profitieren.
Das betreffe freilich nicht alle überlebenden Unternehmen, sondern nur jene, die bis dahin Marktführerschaft in einem profitablen Segment des Biometrie-Marktes erreicht haben. Spätestens ab diesem Zeitpunkt würden die anderen Firmen wie die Fliegen eingehen, ein Shake-out mit vielen Opfern, die Ende 2005 vom Markt verschwunden sind.
Größer als die genannten drei Firmen ist die französische SAGEM Morpho, die sich auch selbst als Weltmarktführer bezeichnet. Wie viel Prozent der Umsätze von 343 Mio. USD aus dem Jahr 2002 tatsächlich aus der Biometriesparte im engeren Sinne stammen, geht aus dem Geschäftsbericht nicht hervor.
