03.11.2003

CYBERCRIME

"Internet macht keine Kinderschänder"

Immer wenn bei erfolgreichen Razzien gegen die Kinderporno-Szene vor allem Computer beschlagnahmt werden, drängt sich bei vielen der Eindruck auf, die Kinderschänder-Szene könne ohne das Internet gar nicht existieren.

"Natürlich ist die Szene nicht erst mit dem Internet entstanden", betont dagegen der Wiesbadener Kriminologe Rudolf Egg, muss aber einräumen: "Sie ist allerdings durch das Netz beflügelt worden."

Schließlich hätten Pädophile jetzt viel mehr Möglichkeiten als vorher. Durch die digitale Fotografie, die professionelle Abzüge überflüssig mache, und den ungestörten Austausch von Bildern sei die Sache für sie viel einfacher geworden.

"Totale Kontrolle ist nicht möglich"

Schon von Anfang an hat der Deutsche Kinderschutzbund das Internet kritisch beäugt: "Das ist eine Möglichkeit, Gewalt gegen Kinder weiter zu verbreiten", erklärte Geschäftsführerin Gabriele Wichert. "Die Erfolge in den letzten Wochen zeigen aber, dass das Thema sehr ernst genommen wird und dass sich die internationale Zusammenarbeit verbessert hat."

Tatsächlich ist es schwierig, aus der Häufung der aufgedeckten Fälle von Kinderpornografie auf den tatsächlichen Umfang der Straftaten zu schließen: "Die Zahlen verdeutlichen im Grunde nur die polizeilichen Aktivitäten", sagte Egg.

Umfassende technische Beschränkungen im Internet, die die Verbreitung solcher Bilder von vornherein unmöglich machen, kann es nach Meinung von Experten nicht geben: "Totale Kontrolle ist nicht möglich und auch nicht wünschenswert", heißt es beispielsweise auf der Homepage von "Jugendschutz.net", einer von den Jugendministern der deutschen Länder eingerichteten Stelle, die im Internet nach jugendgefährdenden Inhalten sucht und ihre Aufgabe vor allem darin sieht, den Zugang von Minderjährigen zu problematischen Angeboten zu verhindern.