SuSe will Microsoft bei Servern überholen
Der deutsche Linux-Distributor SuSe plant weiter den Gang an die Börse. Aber auch die eigene Übernahme schloss SuSe-Chef Richard Seibt nicht aus, um auf diese Weise langfristig die Vormachtstellung des US-Konzerns Microsoft zu brechen.
Dem Rivalen Microsoft will Seibt auf lange Sicht die Vormachtstellung bei Server-Betriebssystemen streitig machen. "Tief in meinem Herzen glaube ich, dass wir das umdrehen können - wahrscheinlich brauchen wir fünf, sechs Jahre, um da hin zu kommen", so der Vorstandschef. Die Marktforscher von IDC gehen dann von einem Marktanteil von 36 Prozent für Linux aus.
Anders als bei Servern sieht Seibt bei Desktops noch einen langen Weg vor sich. SuSe werde deshalb zunächst auf seine Stärke auf dem Server-Markt setzen und sich dann - entgegengesetzt der Strategie von Microsoft - nach unten hin zum Endverbraucher durcharbeiten.
Um SuSe für den Börsengang fit zu machen, werde es laut Seibt noch zwei oder drei Jahre dauern. Möglich sei aber auch, dass ein sich anderes Unternehmen gezwungen sehe, die Expertise von SuSe hinzuzukaufen, und dafür bereit sei, kräftig zu zahlen. "Das würde bedeuten, dass er einen Preis für die Firma zahlt, der höher ist - den man nicht ablehnen kann", ergänzte er.

Von den Servern hin zum Desktop
"Wir starten mit den Servern, dann werden wir die Unternehmenskunden für uns gewinnen und schließlich in die Privathaushalte eindringen", kündigte Seibt an.
In Europa ist Linux auf dem Vormarsch, nicht zuletzt, weil Windows, das über 90 Prozent Marktanteil bei Desktop-PCs erreicht, in den letzten Monaten mehrfach Opfer eigener Sicherheitslücken wurde. So steigen vermehrt Unternehmen auf Linux um, aber auch öffentliche Verwaltungen - wie zuletzt die deutsche Stadt München.
Derzeit kämpft SuSe nach Seibts Worten um zwei größere Aufträge von Finanzdienstleistern. Namen wollte Seibt nicht nennen, ergänzte aber, einer der beiden Interessenten habe rund 250.000 Kunden. Mit einem Abschluss des Geschäfts rechne er im ersten Quartal 2004.