Mediabrowser für Sehschwache

31.03.2007

Multimedia-Inhalte im Internet haben in den letzten Jahren drastisch zugenommen. Waren Menschen mit Sehschwächen bisher von der Bedienung gängiger Mediaplayer ausgeschlossen, hat IBM nun einen Multimedia-Browser entwickelt, der diese Barriere entfernt.

Der Browser trägt den Arbeitstitel A-Browser [Accessibility Browser] und wurde in der japanischen Forschungsabteilung des Konzerns entwickelt.

Der A-Browser gibt sehbehinderten und blinden Internet-Nutzern die gleiche Kontrolle über Multimedia-Inhalte wie sehenden Usern, die eine Maus nutzen. Bisher sind die Kontrollbuttons der Mediaplayer für Nicht-Sehende nicht steuerbar.

Der A-Browser stammt von Chieko Asakawa, einer selbst blinden Entwicklerin des Tokyo Research Laboratory von IBM.

Vordefinierte Tastenkürzel

Die spezielle Screenreader- und Sprachausgabe-Software kann mit Multimedia-Anwendungen nicht umgehen, da diese auf die intuitive Bedienung durch Sehende zugeschnitten wurden.

Oft startet sich die Wiedergabe der Webvideos zudem automatisch und kommt damit der Sprachausgabe-Software in die Quere.

Mit dem A-Browser können sehschwache Internet-Nutzer die Medieninhalte mittels vordefinierter Tastenkürzel steuern, statt mit der Maus nach den Buttons suchen zu müssen.

Regulierung der Abspielgeschwindigkeit

Der neue Browser ermöglicht zudem die Verlangsamung und Beschleunigung von Webvideos, sowie die Einbettung von eventuellen Audio-Beschreibungen und Untertiteln.

Die Lautstärke jeder einzelnen Audioquelle - etwa dem allgemeinen Track, der Audiobeschreibung und des Screenreaders - kann desweiteren einzeln justiert werden.

Nach Schätzungen sind über 160 Millionen Menschen weltweit in ihrer Sehstärke mehr oder weniger eingeschränkt und könnten von dem Projekt profitieren. Allein in Östereich sind 25.000 Menschen hochgradig sehbehindert oder vollblind.

Veröffentlichung im Lauf des Jahres

"Die Barrierefreiheit ist für uns ein wichtige Geschäftsfeld," so Frances West von IBMs Human Ability and Accessibility Centre. "Dabei geht es nicht nur um die soziale Verantwortung, wir glauben, dass derartige Technologien immer wichtiger werden, da jeder von uns einmal älter wird."

IBM plant die Software "Open Source" zu stellen, um sie möglichst vielen Leuten zugänglich zu machen. Im Lauf des Jahres soll der Browser veröffentlicht werden.

(futurezone | BBC)