© APA/EPA/Philipp Schulze, Ausstellungshalle der CeBIT mit Besuchern

CeBIT: IT-Branche sieht Aufbruchssignal

MESSE
06.03.2010

Die weltgrößte IT-Messe CeBIT hat in diesem Jahr bisher etwas mehr Besucher angezogen als 2009. Die Messe soll allerdings erst im nächsten Jahr mit einem neuen Konzept wieder richtig auf den Wachstumspfad zurückkehren.

"Wir greifen an", sagte Messevorstand Ernst Raue am Samstag in Hannover zum Abschluss der diesjährigen CeBIT. Von 2011 an solle die Struktur klarer werden. Verstärkt angesprochen werden sollen auch wieder die Verbraucher.

Die CeBIT 2010 bezeichneten Veranstalter und Aussteller als Erfolg. Die Messe habe die Aufbruchsstimmung in der Branche verstärkt, sagte der Präsident des IT-Verbands BITKOM, August-Wilhelm Scheer. Es seien Investitionen von mehr als zehn Milliarden Euro angeschoben worden. 2009 war der Gesamtumsatz der Branche deutlich gesunken.

"CeBIT muss sich wandeln"

Doch nicht alle Branchenvertreter stimmten in den Chor der Optimisten ein. "Die CeBIT muss sich wandeln - entweder zu einer reinen Geschäftskundenmesse werden oder sich voll auf Konsumenten fokussieren", sagte der Finanzchef des Telekomdienstleisters QSC, Jürgen Hermann. "Ich bin erschrocken, wie leer es in den Hallen ist." Stephan Hotz, Technikmanager beim Spezialmaschinenbauer Singulus, ergänzte: "Vielleicht sollte man die CeBIT mit der IFA zusammenlegen - dann gäbe es eventuell eine Zukunft für die Messe."

Wachstum erst im nächsten Jahr

Konzerne, die weiter mit einem großen Auftritt auf der CeBIT auf sich aufmerksam machen, sehen das anders. "Wir reiten keinen toten Gaul", sagt Fujitsu-Deutschland-Chef Bernd Wagner. Intel-Europa-Chef Christian Morales erklärte: "Es ist eine Messe, die man nicht verpassen kann." Microsoft-Deutschland-Chef Achim Berg betonte: "Es wächst doch alles zusammen - da ist es eine Illusion zu glauben, dass die kleinen Messen das Gesamtspektrum abdecken können."

Langfristig wird die Branche stark wachsen, darin sind sich Experten einig. Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) rechnet damit, dass sie 2030 fast genauso viel umsetzt wie der Maschinenbau. Auf kurze Sicht sind allerdings laut BITKOM keine Sprünge zu erwarten. "2010 ist ein Übergangsjahr", sagte Präsident Scheer. Für dieses Jahr rechnet er mit Stagnation, für 2011 aber mit einem Plus bei den Erlösen um 1,6 Prozent auf 142 Milliarden Euro.

Leichter Besucheranstieg bis zum Wochenende

Angaben zur Gesamtzahl der Besucher auf der CeBIT gab es zunächst nicht, sie wurden für Sonntag erwartet. Bis zum Freitagabend stieg die Zahl der Besucher laut Messe um drei Prozent. Angesichts des erneuten Wintereinbruchs sei nicht klar, wie viele Besucher zum CeBIT-Abschluss am Samstag in die Hallen strömen würden, sagte ein Sprecher der Messe. Im vergangenen Jahr war die Besucherzahl drastisch um knapp 20 Prozent auf rund 400.000 zurückgegangen. In diesem Jahr war die Messe allerdings um einen Tag auf fünf Tage verkürzt worden.

Weniger Aussteller als in Vorjahren

Die CeBIT hat in den vergangenen Jahren kontinuierlich an Boden verloren. Gründe sind der Strukturwandel in der Branche und die zunehmende Bedeutung anderer Messen. Zudem wurde der CeBIT vorgeworfen, kein klares Profil zu haben. Namhafte Unternehmen hatten der Messe den Rücken gekehrt. Nach einem drastischen Rückgang 2009 war die Zahl der Aussteller in diesem Jahr noch einmal leicht auf 4.150 Unternehmen gesunken.

Ausweitung der Bereiche für 2011 geplant

2011 soll der grundlegende Umbau der CeBIT, der vor zwei Jahren angesichts der Talfahrt begonnen worden war, abgeschlossen sein. Vorgesehen sind dann vier Bereiche: "CeBIT Pro" für geschäftliche Anwender, "CeBIT Gov" für die öffentliche Hand, "CeBIT Lab" für Forschungseinrichtungen und Institute und "CeBIT Life" für die Internet-Welt und Privatkonsumenten. Verbraucher setzten zunehmend Trends und Themen, sagte Raue. Viele Innovationen würden von den Verbrauchern angetrieben. Scheer sagte, die Branche mache ein Drittel des Umsatzes mit Privatkunden.

In diesem Jahr lautete der Schwerpunkt der CeBIT "Connected Worlds" - mit Hilfe des Internets vernetzte Welten. Weitere große Themen waren das mobile Internet, IT-Sicherheit und umweltfreundlichere Informationstechnik ("Green IT"). Mehrere Umweltverbände kritisierten allerdings zum Abschluss der Messe, "Green IT" friste weiterhin ein Nischendasein. Außerhalb der Ausstellungsfläche auf der CeBIT für "Green-IT-Lösungen" spiele Energieeffizienz kaum eine Rolle. Immer mehr Elektronik in Haushalten und Büros bedeute, dass Stromverbrauch, Energiekosten sowie der CO2-Ausstoß weiter steigen.

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(APA/dpa/Reuters)