D: Smartcard-Probleme an Bankomaten
Nach der deutschen Postbank hat nun auch die Commerzbank Schwierigkeiten ihrer Kunden beim Geldabheben mit neueren EC- und Kreditkarten an Automaten eingeräumt. In Österreich sind bisher keine Probleme mit den Karten aufgetaucht. Schuld an den Schwierigkeiten ist die Software auf Smartcard-Chips einer bestimmten Produktionsserie.
"Die Karten sind schon länger im Einsatz, Probleme gab es erst zum Jahreswechsel. Deshalb gehen wir derzeit von einem Programmierfehler auf dem Sicherheitschip aus", sagte eine Sprecherin der Commerzbank am Montag.
Das Institut arbeite zusammen mit dem Hersteller und anderen Banken daran, das Problem zu lösen. Ob die betroffenen Karten einer bestimmten Chipserie ausgetauscht werden müssen, sei noch unklar. Möglicherweise könne der Software-Fehler zentral behoben werden.
Chip statt Magnetstreifen
Die betroffenen Karten sind mit EMV-Sicherheitschips ausgestattet. Diese Chips sollen die auf der Karte gespeicherten Daten besser gegen Missbrauch schützen als der herkömmliche Magnetstreifen. Die Abkürzung EMV setzt sich aus den Anfangsbuchstaben der drei Gesellschaften zusammen, die den internationalen Standard für Karten und Geräte wie Geldautomaten entwickelt haben: Europay International (heute MasterCard Europe), MasterCard und Visa.
Die Chiptechnologie soll das Kopieren und Fälschen von Geldkarten eindämmen. Der Datensatz wird verschlüsselt, die Karte bei Gebrauch auf Echtheit geprüft. Außerdem ist zum Gebrauch die Eingabe einer PIN nötig. Durch seine Rechenleistung bietet der Chip die Möglichkeit von Zusatzfunktionen. Der EMV-Standard soll die Magnetstreifen-Technologie ablösen. Nach Angaben des Unternehmens EMVCo, das die Technologie entwickelt, waren 2008 weltweit mehr als 730 Millionen Geldkarten mit Technik nach dem von ihr geschaffenen Standard ausgestattet.
Bisher keine Probleme in Österreich
Laut Auskunft des österreichischen Kartendienstleisters PayLife gegenüber ORF.at sind die EMV-Karten bereits seit 1996 im Einsatz. In Österreich sei es bisher zu keinen Problemen gekommen, so eine Sprecherin des Unternehmens am Montag.
Eine Ursache für die Schwierigkeiten in Deutschland sei ihr noch nicht bekannt, sie erwarte aber, dass hierzulande alles in Ordnung sei: "Falls nicht, dann hätten wir das sehr schnell mitbekommen." Auch ein Sprecher von Visa Österreich sagte gegenüber ORF.at, dass hierzulande keine Probleme bekannt seien.
Probleme präzisiert
Der Zentrale Kreditausschuss (ZKA), in dem die fünf Spitzenverbände der deutschen Kreditwirtschaft zusammengeschlossen sind, teilte am Montag den Grund für die Probleme mit. Die Computer-Software auf Chips eines bestimmten Produktionstyps habe Schwierigkeiten bei der Verarbeitung der Jahreszahl 2010 gehabt. Deswegen seien die betroffenen Karten, die auf der Vorderseite mit goldenen Chips ausgestattet sind, nicht mehr von Geldautomaten oder den Lesegeräten von Händlern akzeptiert worden, erklärte der ZKA.
Es sei zu Problemen an Geldautomaten oder bei Händlern im In-und Ausland gekommen, teilte der ZKA in Berlin mit. In Deutschland selbst seien die Probleme bei den EC-Karten bereits zum Großteil wieder behoben, die Karten würden "bereits weitgehend" wieder akzeptiert. Der ZKA gehe davon aus, dass bis zum Montagabend die betroffenen Karten wieder an allen deutschen Geldautomaten funktionierten. Die Mehrzahl der EC- und Kreditkarten, die im Umlauf sei, sei jedoch nicht von den Problemen betroffen.
Branche arbeitet an Lösung
An der Lösung der Probleme bei der Bezahlung bei Händlern arbeite die Kreditwirtschaft "mit Hochdruck", erklärte der ZKA. Ein großer Teil der Geschäfte könne Zahlungen mit den betroffenen Karten jedoch bereits fehlerfrei verarbeiten. In den kommenden Tagen würden die Lesegeräte bei den Händlern neu konfiguriert, um sicherzustellen, dass es insgesamt keine Probleme mehr bei den Kartenzahlungen gebe. Ein Sicherheitsrisiko für die Kartenbesitzer habe zu keinem Zeitpunkt bestanden. Bei der Behebung von Problemen im Ausland arbeite der ZKA mit "den zuständigen, internationalen Zahlungssystemen zusammen".
Die Kreditwirtschaft werde "alles notwendige veranlassen, um die durch die fehlerhafte Chip-Software verursachten Akzeptanzprobleme zu begrenzen", teilte der ZKA mit. Ein reibungsloser Betrieb solle so schnell wie möglich wieder gewährleistet werden. Sollten weitere Schritte nötig sein, würden Banken und Sparkassen betroffene Kunden "zum geeigneten Zeitpunkt" informieren.
(dpa/futurezone)
